vonSchröder & Kalender 22.03.2014

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

 

***

Der Bär flattert in nördlicher Richtung.

***

 

 

Treuegabe zur 60. Folge, Schröder erzählt, Foto: Barbara Kalender.

Unser Studio. Die Seiten haben wir anlässlich dieser Jubiläumsausgabe von Hand alternierend in roten, gelben, blauen oder grünen Chromolux-Karton gebunden, um damit an die Einbandfarben der verschiedenen Treuegaben zu erinnern. Titelillustration: Roy Lichtenstein, Red Lamps, (Interiors), 1990. Foto: Barbara Kalender.

***

 

Vor 25 Jahren erschien die erste Folge mit dem Titel ›Glückspilze‹. Seitdem produzieren wir die Serie ›Schröder erzählt‹, in der wir autobiographische Stränge mit zentralen und peripheren Ereignissen verknüpfen. Zum Making of: Die Erzählungen entstehen aus Gesprächen zwischen uns beiden (Barbara Kalender und Jörg Schröder). Die transkribierten Tonaufnahmen werden anschließen von beiden Autoren redigiert. Beide Stimmen verschmelzen während dieser Redaktionen zu einer Stimme, die »ich« sagt. Unsere Folgen können in beliebiger Reihenfolge gelesen werden, weil sie in sich geschlossen sind. Am meisten Gewinn hat der Leser allerdings von einer durchgehenden Lektüre. »What a ride«, schrieb uns neulich ein Subskribent, der alle 60 Folgen in einem Rutsch verschlungen hatte.

 

Zum handwerklichen Aspekt: Wir stellen unsere Folgen im Desktop-Publishing-Verfahren her und binden diese von Hand in Chromolux-Karton. Die Exemplare werden den Bestellern namentlich handschriftlich gewidmet und sind nummeriert. Die soeben erschienene Support-Ausgabe von ›Schröder erzählt‹ besteht aus 60 Folgen (1990 bis 2014) und sechs Treuegaben, die in sechs bibliophile Buchbinderkassetten gelegt werden.

 

Von Anfang an reaktivierten wir die bibliophile Tradition einer Treuegabe, nach jeweils zehn Folgen erhielten die Subskribenten diese kostenlos. Um das aktuelle Jubiläum gebührend zu begehen, ließen wir uns etwas Besonderes einfallen: Wir stellten acht Aufsätze und Arbeiten von Medien- und Literaturwissenschaftlern zum März Verlag und zu ›Schröder erzählt‹ für die Festschrift zusammen  – die meisten Texte sind Erstveröffentlichungen.

 

Erwähnungsgeschäft (Inhalt):

 

Einleitung: Barbara Kalender und Jörg Schröder:

›Über Sofas und letzte Dinge. Ein Gespräch‹.

 

Diedrich Diederichsen:

›Über Mammut. Wie alles mit allem zusammenhängt‹.

 

Jan-Frederik Bandel:

›Arme Irre. Jörg Schröder erzählt Uwe Nettelbeck, wie er einmal die Friedensbewegung erfunden hat‹.

 

›Das Gutachten in der Rechtssache VG Wort vs. Jörg Schröder‹.

Sachverständiger: Wolfgang Raible, Universität Freiburg

 

›Ergänzung zum Gutachten in der Rechtssache VG WORT vs. Jörg Schröder‹ (gekürzte Fassung). Sachverständiger: Wolfgang Raible, Universität Freiburg

 

Albrecht Götz von Olenhusen:

›Maggi Pur · Karl May und Arno Schmidt als Objekt und Vehikel zeitgenössischer literarischer Polemik‹.

 

Henning Herrmann-Trentepohl:

›Schröders Bein. Autobiographie, Zeitgeschichte und Skandal in Jörg Schröders autobiographischem Werk: Siegfried, Cosmic und Schröder erzählt‹.

 

Georg Stanitzek: ›März & Gespenster‹.

 

Jan-Frederik Bandel: ›Schafft zwei, drei, viele Raddatz. Jörg Schröder erzählt‹.

 

***

 

Aber, vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt! Was in diesem Falle wörtlich zu nehmen ist. Als wir die Exemplare in unserem Studio hergestellt und verpackt hatten, wollten wir die Büchersendungen wie üblich mit der Schubkarre über den Bundesplatz zur Post in der Mainzer Straße rollen – vier bis fünf Mal, eine Fahrt dauert nur fünf Minuten.

 

Doch als ich dieses Mal die Karre aus dem Keller holte, waren beide Reifen platt. Im Hof pumpte ich sie auf, einer war gleich wieder platt, der andere Reifen hielt die Luft länger. Diagnose: Ventil und Schlauch waren kaputt. Beim Walken der Reifendecke, um ans Ventil heranzukommen, brach mein sorgsam gezüchteter Buchbinder-Fingernagel ab. Den brauche ich zur Prüfung des Buchblockes. Nach diesem Missgeschick fluchte ich wie ein Mandarin. Seit meinen Jugendtagen hatte ich weder einen Schlauch geflickt, noch ein Ventil ausgetauscht. Zum Glück kam ein freundlicher Nachbar in den Hof, er besah sich den Schaden und meinte: »Ich leihe ihnen meine Klappkarre, muss sowieso zum Baumarkt und anschließend zum Wechseln der Winterreifen, da besorge ich Ihnen einen Schlauch und ein Ventil.« So konnten wir unsere Treuegabe doch noch zur Post rollen, vorbei an der Winzerin von Friedrich Drake, dem Gestalter der Viktoria auf der Siegessäule sowie zahlreicher anderer Skulpturen und Denkmäler der Berliner Bildhauerschule.

 

 

 

 

Auslieferung Tder reuegabe, Jörg Schröder, Winzerin, Foto: Barbara Kalender

 

Jörg Schröder mit Leihkarre am Bundesplatz, im Hintergrund: Winzerin des Bildhauers Friedrich Drake. Foto: Barbara Kalender 

 

 

***

 

Heute, wir waren gerade dabei die Arbeitstische wegzuräumen, da klingelte es und unser Nachbar stand mit der alten blauen Schubkarre vor der Tür. Beim Reifenwechsel hatte seine Werkstatt ihm ein Ventil geschenkt, das hatte er eingebaut und einen neuen Schlauch eingezogen. Mehr als fünf Euro  für den Schlauch und eine Flasche Wein wollte er nicht annehmen. Es gibt noch nette Menschen in Berlin!

 

***

BK / JS

 

 

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2014/03/22/erwahnungsgeschaft/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert