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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
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Nach dem Brand in seiner Wohnung mietete Uwe Johnson ein Büro als »Schreibzimmer« über dem Kinosaal des Roxy-Filmpalastes an der Hauptstraße in Friedenau. Dort verfasste er große Teile seiner ›Jahrestage‹ von 1968 bis 1974. Der Roxy-Palast gelangte 1986 zu trauriger Berühmtheit.
In den 80er Jahren befand sich in dem Gebäude die Diskothek ›La Belle‹, die vor allem von G.I.s frequentiert wurde. Bei einem Bombenattentat – vermutlich von Libyen gesteuert – starben drei Menschen, 28 wurden schwer verletzt. Die USA bombardierte als Reaktion die Residenz von Gaddafi in Tripolis.
Bei dem Spaziergang hielt Michael Bienert auch am Renée-Sintenis-Platz an. Die Künstlerin pflegte Kontakt zu Barlach, Benn, Gide, Rilke, Asta Nielsen und anderen Berühmtheiten. Joachim Ringelnatz, dem Dichter des Kuttel Daddeldu, verhalf sie zu Anerkennung als Maler. Renée Sintenis ist die Schöpferin des Berliner Bären. Eine Miniaturreplik der Skulptur wird bei den Berliner Filmfestspielen als goldener und silberner Bär verliehen. Eine lebensgroße Bronzestatue des Sintenis Bären steht auf dem Mittelstreifen am Autobahnkreuz Zehlendorf an der Stadtgrenze nach Dreilinden. 1960 wurde ein weiteres Exemplar des Bären auf der Berliner Allee in Düsseldorf von Willy Brandt eingeweiht. Und seit 1962 gibt es einen dritten Sintenis-Bären an der Autobahn München-Süd.
Zurück zu Uwe Johnson und seiner Paranoia: Am Renée-Sintenis-Platz protzt das überdimensionierte kaiserliche Postamt, in dem Uwe Johnson das Postfach 11 mietete. Johnson wollte jeden Kontakt mit den »Herren mit den Hüten« vermeiden, für die er auch die harmlosen Friedenauer Postboten hielt. Michael Bienert las dazu aus einem komischen Brief von Johnson an seinen Verleger Siegfried Unseld.
Am Ende seiner Führung brachte Bienert vor Johnsons letzter Berliner Wohnung in der Friedenauer Stierstraße 3 einen Lärmtext des Autors über die startenden und landenden Flugzeuge von und nach Tempelhof und die Glocken der gegenüber liegenden evangelischen Philippus-Nathanael-Kirche. »Eine Ski-Abfahrt Trainingsstrecke« nannte er das grausliche Bauwerk.
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Mit Annett und Ralf zischten wir dann im ›Hoi An‹ in der Handjery- / Ecke Niedstraße ein paar vietnamesische Biere, aßen eine Kleinigkeit und amüsierten beziehungsweise schockierten die friedlichen Friedenauer Gäste mit unseren lockeren Reden.
Annett Gröschner und Barbara Kalender. Foto: Ralf S. Werder
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Der Dichter Ralf S. Werder und Jörg Schröder, Foto: Barbara Kalender
Eins muss noch festgehalten werden: Die Friedenauer Wespen, welche zahlreich unseren Tisch umsummten, sind tatsächlich friedlicher als ihre Wilmersdorfer Nichten und Neffen, die uns gegenwärtig auf der Dachterrasse attackieren. Vor der S-Bahn-Station Bundesplatz verabschiedeten wir uns von den Freunden, sie nahmen die Ringbahn nach Osten. Wir durchquerten die Bahnhofshalle und klebten dann oben in der Wexstraße Illustrationen auf die Titelseiten der neuen Folge ›Odins Ring‹.
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(BK / JS)