vonSchröder & Kalender 10.02.2015

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in südöstlicher Richtung.
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Ab und zu bringen wir Zitate aus antiquarischen Büchern von unserem »Reading Company«-Stapel.

Reading-Company-Aktie. Foto: Barbara Kalender
Diese Aktie der Reading Company schenkte uns ein Freund. Sie ist höchstens noch einen Penny wert.

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Heute haben wir Thornton Wilder: ›Die Iden des März‹ ausgewählt und zitieren aus dem Vorwort:

»Einiges in diesem Werk, was am meisten den Anschein erwecken könnte, vom Verfasser erfunden zu sein, ist dagegen geschichtliche Tatsache: Cleopatra traf im Jahr 46 in Rom ein und wurde von Caesar in seiner Villa jenseits des Tibers untergebracht; sie blieb da bis zu seiner Ermordung, nach der sie fluchtartig in ihr Land zurückkehrte. Ob Marcus Junius Brutus der Sohn Caesars war, wird fast von jedem Geschichtsforscher, der sich mit Caesars Privatleben befaßte, erwogen und allgemein verneint. Daß Caesar eine Perle von unvergleichlichem Wert Servilia zum Geschenk machte, ist geschichtlich. Den Gedanken der verschwörerischen Schneeballenbriefe legten Ereignisse unserer Tage nahe. Solche Briefe wurden in Italien von Lauro de Bosis gegen die faschistische Herrschaft in Umlauf gesetzt, wie es heißt, auf den Rat Bernard Shaws.«

Aus dem Kapitel: LX
(Die folgenden Flugblätter, eigentlich Schneeballenbriefe, kamen zu Tausenden während der ersten Wochen des Septembers 45 in Italien in Umlauf. Dieses erste tauchte am 1. September in Rom auf.)
»Der Rat der Zwanzig jedem Römer, würdig seiner Ahnen! Sei bereit, die Tyrannei abzuschütteln, unter der unsere Republik stöhnt. Unsere Väter starben um der Freiheiten willen, deren ein Einziger uns nun beraubt. Ein Rat der Zwanzig hat sich gebildet; sie haben vor den Altären Eide geschworen; sie haben von den Göttern die Versicherung erhalten, daß die ihre eine rechte Sache ist und zum Erfolg führen wird. Jedem Römer, der diesen Aufruf erhält, wird eingeschärft, fünf Abschriften davon anzufertigen. In aller Heimlichkeit sorge er dafür, daß diese Abschriften in die Hände fünf andrer Römer gelangen, die voraussichtlich derselben Meinung sind oder zu ihr bekehrt werden können; ihnen wird eingeschärft, ihrerseits Abschriften auszusenden. Weiter Aufrufe werden folgen. Allmählich werden ihre Weisungen bestimmter werden.
Tod dem Caius Julius Caesar! Für unser Land und unsere Götter! Verschwiegenheit und Entschlossenheit!
Der Rat der Zwanzig.
LX-A Ansinius Pollio an Caesar.
(Dies ist der Schluß von Pollios Bericht an Caesar am 18. September aus Neapel, wiedergegeben als Dokument XIV.)
Ich sende meinem Feldherrn die dreizehn Abschriften des Flugblatts, die mir im Lauf der letzten sechs Tage zukamen – drei in mein Quartier in Pausilypon, zehn hierher. Mein Feldherr wird bemerken, daß fünf von ihnen von ein und derselben Hand zu sein scheinen, die jedoch versucht hat, sich zu verstellen. Quintus Cotta erhielt sechzehn, Lucius Mela zehn …«

Thornton Wilder: Die Iden des März, Foto: Barbara Kalender

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Thornton Wilder: ›Die Iden des März‹, übersetzt von Herberth E. Herlitschka, Suhrkamp Verlag vormals S. Fischer, 1949. Erste deutsche Ausgabe. Erstes bis zehntes Tausend. Lizenzausgabe des Bermann-Fischer Verlags, Amsterdam
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(TW /BK / JS)

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