vonSchröder & Kalender 20.07.2017

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert munter in nordwestlicher Richtung.
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Die neue Folge mit dem sprechenden Titel ›Grundlos zufrieden‹ wird über den Bundesplatz zur Post gerollt.


Barbara Kalender in der Wexstraße. Foto: Jörg Schröder

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Jetzt hat es auch uns erwischt! Unsere Wohnung wird zum Mondpreis verkauft. Wie immer haben wir die neue Geschichte mit einem Hintergedanken erzählt. Denn all die Dichter und Denker, die in unserer Gegend lebten, waren Mieter: Walter Benjamin, Gottfried Benn, Eduard Bernstein, Rudolf Breitscheid, Inge Deutschkron, Albert Einstein, Gisèle Freud, Erich Fromm, Arno Holz, Erich Kästner, Siegfried Kracauer, Emanuel Lasker, Kurt Pinthus, Erwin Piscator, Marcel Reich-Ranicki, Frank Wedekind, Billy Wilder, Ursula Ziebarth und Carl Zuckmayer. Sie alle waren keine Wohnungsbesitzer.

Den Begriff »Eigentumswohnung« gibt es in Deutschland erst seit den späten  fünfziger Jahre. Nach 1945 waren viele Häuser zerstört und auch wegen des Flüchtlingsstroms aus dem Osten herrschte in der Bundesrepublik eine dramatische Wohnungsnot. Die Adenauer-Regierung suchte nach Lösungen, die Ideen des Hauseigentums und des genossenschaftlichen Wohnungsbaus wurden Stützpfeiler von Ludwig Erhards sozialer Marktwirtschaft. Zusätzlich wurde 1951 ein neues Wohneigentumsgesetz geschaffen. Doch, wie viele gut gemeinten Gesetze, öffnete gerade diese Novelle dem Turbokapitalismus Tür und Tor. Auch nachdem die Fehlentwicklung längst erkannt worden war, packte keine der politischen Parteien die Probleme bei den Wurzeln. Das Ergebnis liegt heute offen zutage: Spekulanten horten Wohnungen, während große Teile der Bevölkerung um ihr Zuhause bangen müssen. Die Mieten steigen dramatisch, die Entmietung grassiert. Es gibt in den Großstädten keine bezahlbaren Wohnungen auf dem freien Markt, Mieter werden massenweise in die öden Plattenbauten im Weichbild der Städte abgedrängt.

Wir hätten da einige Handreichungen zum Beispiel für DIE LINKE. Es wäre doch ein zündendes Wahlkampfthema, ein novelliertes Gesetz zu fordern, welches die soziale Unsitte der Entmietungen von Eigentumswohnungen unterbindet. Etwa mittels stark erhöhter Immobiliensteuer, die es für Kapitalanleger uninteressant machen würde, Eigentumswohnungen zu erwerben, oder mittels einer Variante der Fenster- und Türsteuer, wie es sie einst in England, Frankreich und den Niederlanden gab, oder wie in Portugal, wo eine »schöne Aussicht« so hoch besteuert wird, dass diese für Spekulationen mit Wohnungen nicht taugt.

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BK / JS

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2017/07/20/grundlos-zufrieden/

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