vonSchröder & Kalender 12.02.2018

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert  in östlicher Richtung.
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Jedoch, großes Dilemma! Sein Gegner Donleavy erfuhr während eines Telefonats mit seinem Pariser Anwalt ganz beiläufig: »Oh, übrigens, die Olympia Press wird übermorgen versteigert.« Mary Wilson, eine junge amerikanische Schauspielerin, die Donleavy später heiratete, erklärte sich sofort bereit, nach Paris zu fliegen. In ihrer Handtasche hatte sie fünfzehntausend Dollar, damals ein Vermögen, das ist so, als ob du heute mit siebzigtausend Euro in bar herumreist. Zusammen mit einer Freundin, die Französisch sprach und mit Hilfe eines auf Versteigerungen spezialisierten Anwalts gelang den beiden Frauen das Paradestück, innerhalb von vierundzwanzig Stunden eine Sondergenehmigung zu erwirken, denn Ausländer durften im Prinzip an Versteigerungen französischer Bankrottfirmen nicht teilnehmen.

Am nächsten Tag erschienen die beiden Ladies mit Maître Jules Paul Plez, einem unscheinbaren kleinen Anwalt, vor der Kammer für Handelssachen, wo in einem pompösen Saal die Versteigerungen abgehalten wurden. Mehrere bankrotte Firmen standen auf dem Terminplan, die Olympia Press wurde an zweiter Stelle aufgerufen. Der Auktionator saß hinter einem hohen Pult, auf dem drei Kerzen standen, die nicht brannten. Als der Auktionator die Olympia Press aufrief, machte Girodias sein Angebot, und Mary Wilsons kleiner Anwalt sagte: »Plus cent«, also hundert mehr. Jedes Mal, wenn Girodias höher bot, ertönte Maître Plez’ monotone Stimme: »Plus cent.« Als eine kleine Pause eintrat, zündete der Auktionator die erste Kerze an. Diese Auktionskerzen haben einen kurzen Docht. Wenn die erste erlischt, wird die zweite angezündet, dann die dritte. Nach einem Dutzend Geboten von Girodias kam hinter seinem Rücken immer wieder das monotone »Plus cent«. Die zweite Kerze begann zu flackern, der Auktionator zündete die dritte an, wenn die dritte Kerze erlischt, ist die Auktion beendet. Der letzte Bieter hat dann den Zuschlag. So weit kam es nicht, denn Girodias musste aufgeben, er hatte nur vierzigtausend Franc in der Tasche. »Plus cent«, sagte Maître Plez, damit ging die Olympia Press für vierzigtausendeinhundert Franc an Mary Wilson. So rettete sie ihrem späteren Mann die Hälfte seines Vermögens.

Zwanzig Jahre später – Mary war von Donleavy geschieden und hatte einen Erben aus der Guinness-Dynastie geheiratet – meinte sie: »Armer Girodias, er tat mir leid, wie er so verzweifelt aus dem Saal stürmte. Es war traurig, denn er war ein bedeutender Mann. Wenn er nur vernünftiger gewesen wäre! Lassen Sie es mich so sagen, ich bin kein nachtragender Gewinner.« Damit spielte sie auf ihren verflossenen Gatten an, der Girodias über dessen Tod hinaus hasste, obwohl sein erster Verleger doch nach der Auktion der Olympia Press auch alle Ansprüche gegen ihn verloren hatte.

Diese Erzählung wird demnächst fortgesetzt
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BK / JS

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