vonSchröder & Kalender 24.08.2022

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Seit 77 Jahren liegen etwa 100.000 Bomben noch immer im Boden. Jährlich müssen ca. 5.500 Blindgänger in der BRD entschärft werden. Sie zu finden und zu entschärfen ist eine Aufgabe für Generationen.
Im Zweiten Weltkrieg nahm Howard Zinn am Luftangriff auf Royan teil, das zu diesem Zeitpunkt immer noch hartnäckig von Nazis besetzt war. 1966 reist er zurück an den Ort des Schreckens, führt Gespräche mit Anwohnern und studiert historische Dokumente in der örtlichen Bibliothek. Später wird er auch Hiroshima besuchen, um Überlebende des Atomangriffs zu treffen. Seine kraftvollen Essays, die Zinn kurz vor seinem Tod im Jahr 2010 fertigstellte, schenken uns persönliche Berichte und historisch-politische Analysen. Nicht zuletzt erzählen sie auch davon, wie die Bombenkriege des 20. Jahrhunderts ihn von einem befehlstreuen Soldaten zu einem der einflussreichsten linken Historiker und Friedensaktivisten haben werden lassen.
Hier ein Zitat aus der Einleitung, Howard Zinn schreibt:
»Meine Frau Roslyn und ich wollten Urlaub auf dem Land machen. Als wir zur Haltestelle liefen, von der aus der Bus ins ländliche New York fuhr, gingen wir an einem Kiosk vorbei, in dem sich ein Stapel Zeitungen mit riesigen schwarzen Überschriften fand: ›Atombombe auf Hiroshima abgeworfen.‹ Ich erinnere mich an unsere Reaktion: Wir waren froh. Wir wussten nicht, was diese Atombombe sein sollte, aber bestimmt war sie etwas Großes und Wichtiges und würde das Ende des Krieges gegen Japan bedeuten. Sollte dem so sein, würde ich nicht im Pazifik kämpfen müssen, sondern könnte endlich nach Hause kommen. In diesem Moment verstand ich nicht, was die Atombombe den Menschen in Hiroshima angetan hatte. Sie war etwas Abstraktes, eine Schlagzeile, und schien nur eine von vielen Bombardements zu sein – so wie unsere in Europa –, wenn auch in größerer Dimension. Bis heute verstehen viele Menschen in den Vereinigten Staaten die Grausamkeit der Luftbombardierung nicht. Sie ist eine Militäroperation ohne jegliches menschliches Empfinden, eine Nachrichtenmeldung, ein statistischer Fakt, ein Ereignis, von dem man hört und es dann schnell wieder vergisst. Genau so ist es auch für diejenigen, die die Bomben abwerfen – für Leute wie mich, einen Bombenschützen in der Plexiglasnase einer B-17, der sein Zielgerät bedient und die Lichtblitze der Bombeneinschläge unter sich wahrnimmt, der aber keine Menschen erkennt, keine Schreie hört und kein Blut sieht. Er bemerkt nicht, dass unter ihm Kinder sterben, Menschen erblinden, ihre Arme oder Beine weggesprengt werden.«

Erstmals auf Deutsch: Howard Zinn, Die Bombe. Aus dem amerikanischen Englisch von Friederike Sachs, 108 Seiten, erschienen im März Verlag.

Auf der Website Working Class History findet man weitere interessante Links zu Howard Zinn und erfährt mehr über diesen großen Mann. Scrollt man weiter runter, kann man Zinn, hören wie er über den Vietnamkrieg spricht.

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