vonSchröder & Kalender 03.10.2022

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in südlicher Richtung.
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Angeblich, so erzählte man mir am Freitag, hätte Ulm die höchste Millionärsdichte. Kann ja sein, schon im Mittelalter war Ulm als Freie Reichsstadt ein führendes Handels- und Kunstzentrum. Und es gibt ein Sprichwort: »Venediger Macht, Augsburger Pracht, Nürnberger Witz, Straßburger Geschütz und Ulmer Geld regieren die Welt.«
Natürlich habe ich die Millionärsdichte überprüft – Hamburg und Bayern liegen vorn.

Doch es kommt ja darauf an, auf welcher Seite der Donau eine Ulmerin oder ein Ulmer wohnt.  Neu-Ulm liegt im bayerischen Regierungsbezirk, während Ulm zu Baden-Württemberg gehört. Seit Napoleon verläuft die Grenze durch die Donau. Das fiel mir wieder ein, während ich am Freitag mit Richard Stoiber und Hendrik Otremba ins württembergische Ulm reiste, um den MÄRZ Verlag vorzustellen und aus MÄRZ-Büchern zu lesen.


Buchhandlung Aegis, Quelle: Wikipedia

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Ich freute mich sehr auf die Buchhandlung Aegis. Ihre Geschichte kenne ich aus Jörg Schröders Erzählungen, denn er arbeitete für eine Weile in der Buchhandlung Josef Rieck in Aulendorf. Und Josef Rieck war ein Aktiver im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, er kannte viele Gleichgesinnte, darunter auch den Gründer der Aegis Buchhandlung Ernst Bauer. Bauer kämpfte als Jugendlicher gegen das NS-Regime, wurde verhaftet und kam ins Gefängnis.

Nach dem Krieg, am 18. April 1946, erhielt Ernst Bauer eine »License des Military Government-Germany« für den Aegis-Verlag in Ulm von J. H. Hills, Colonel, GSB, Chief, Information Control Division Wuerttemberg-Baden.

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Der deutsche Widerstandskämpfer, Verleger und Buchhändler nannte seine Buchhandlung nach einem Gegenstand aus der griechischen Mythologie: Aigis – zu deutsch Aegis. Doch niemand weiß genau, was es ist. Bei Homer hat ein »Aigis-Träger« eine Schild aus Ziegenfell, hingegen trägt Athene ein Schultertuch mit einer Gorgo-Abbildung. Fest steht: Die Aigis sollte den Träger schützen. Das wollte wohl Ernst Bauer mit der Namensgebung signalisieren, nämlich seine Buchhandlung stehe unter einem guten Stern. Und so war es ja auch, die Gestaltung der Buchhandlung übernahm sein Freund Otl Aicher,  später Mitgründer der Ulmer Hochschule für Gestaltung. Er war mit Inge Scholl, der Schwester von Sophie, verheiratet.

 


Anna Kalmbach auf der Treppe, die Otl Aicher entworfen hat.
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Im Oktober 1946 begann Siegfried Unseld eine Lehre zum Buchhandelsgehilfen. Ich habe den Brief von ihm an den Buchhändler Bauer fotografiert, um daraus zitieren zu können. Am 13. Januar 1948 schreibt er, dass er sich nach einem neuen Motto umsehen musste: »In Frage kommt Goethes Gedicht ›Kunst und Künstler‹ … oder aber Schiller’s Studie ›Der Künstler‹ …« Im letzten Absatz findet Unseld: »Die russischen Erzähler sind gerne langsam, breit, zusammenhanglos.«

Doch zurück zur Gegenwart:

In der Buchhandlung mit großer Geschichte wirkt heute ein junges Team.
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Wir freuten uns über das MÄRZ-Schaufenster und machten ein Foto, um es gleich in den »sozialen Medien« zu posten.

v.l.n.r.: Anna Kalmbach, Barbara Kalender, Hendrik Otremba und Richard Stoiber.

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Rasmus Schöll führte uns durch die Räume und nach nebenan zum Café Kokoschinski. Dort aßen wir Maulwurfkuchen, dann sprachen wir mit Florian Arnold über die Lesung.

Von der Veranstaltung selbst konnte ich keine Fotos machen, da wir ja aus den neuen März-Büchern lasen und über die Geschichte des Verlags sprachen.

Der Abend endete mit »Ulms flüssigem Gold«. Wir tranken drei Bier und waren guter Dinge. Glücklicherweise wußten wir noch nicht, welche Odyssee uns am nächsten Tag erwarten würde. Die Deutsche Bahn hatte mal wieder Probleme, und wie immer ließ sie diese an ihren Kunden aus. Trulla, trulla, trullala – standen wir im völlig überfüllten Zug auf dem Gang, die Irrfahrt führte über München nach Berlin.

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BK

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