von 26.05.2010

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Warum nicht das Handy mal mit eigener Kraft aufladen (Foto: Aljoscha Grabowski)

Sport ist sexy, Nachhaltigkeit normalerweise nicht. Der Berliner René Eick hat eine Möglichkeit gefunden, beides zu kombinieren. In seinem Fitnesstudo „Gold´s Gym“ speichert er in großen Batterien die Energie, die seine Kunden auf den 19 Fahrrädern und Crosstrainern produzieren. Bis zu 400 Wattstunden kommen so pro Sportler und Tag zusammen. Genügend Strom, um damit das Studio zu beleuchten und auch noch die MP3-Player und Handys der Sportler aufzuladen. „WATTs take away“ – Strom zum Mitnehmen, nennt Eick das ebenso einfache wie geniale Konzept.

Als kleinen Anreiz können besonders fleißige Radler im „Gold´s Gym“ sogar Bonusmeilen sammeln. Wenn ich drei Monate in Folge mindestens sechs Mal zum Trainieren ins Studio komme, kann ich mir das in meinem Energiepass abstempeln lassen. Ist der Pass voll, spare ich pro Monat drei Euro Mitgliedsbeitrag oder kann mir die Summe auf mein Verzehrkonto gut rechnen lassen.

Statt mir nur einen Muskelkater zuzuziehen, kann ich hier die Umwelt schonen und nebenbei noch Geld sparen. Der Vergleich mit dem Hamsterrad geht mir zwar nicht aus dem Kopf, aber die Idee ist super und das Modell hat auch schon Nachahmer gefunden. Allein in Deutschland warten noch rund sieben Millionen weitere Fitnessstudiomitglieder darauf, endlich als Energiequelle erschlossen zu werden.

Und wer sich partout weigert ins Fitnesstudio zu gehen, der kann sich vielleicht für das angeblich erste Fahrradkino der Welt begeistern. Unter dem Motto „Eintritt oder Ein Tritt“ tourt der Arbeitskreis für nachhaltige Entwicklung des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes (ijgd) seit 2008 mit seinem ökologischen Kino quer durch Deutschland. Den benötigten Strom für Beamer, DVD-Player und Musikanlage müssen die Zuschauer hier auf zwölf umgebauten Fahrrädern selber erzeugen.

Völlig umsonst ist die Anstrengung natürlich auch im Fahrradkino nicht: Wer einen Zeitblock von fünf Minuten radelt, erhält seinen Eintritt von drei Euro wieder. Wer danach noch Kraft hat und länger in die Pedale tritt, bekommt für jeden weiteren Zeitblock Freigetränke. Absolute Sportmuffel können sich natürlich auch einfach faul in den Kinosessel hängen und den Film genießen.

Für den umweltbewussten Heimwerker hält der ijgd noch ein besonderes Schmankerl parat. Auf ihrer Internetseite bietet die Organisation den Flyer „Fahrradstrom selbst gemacht“ mit Bauplan, ausführlicher Kostenaufstellung und sämtlichen wichtigen physikalischen Details zum Download an. Dem ökologischen Heimkinogenuss mit den elf besten Freunden steht also zukünftig nichts mehr im Weg.

Text: Aljoscha Grabowski

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