vonJakob Hein 14.10.2011

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In diesem Zug können Sie Anschläge vergessen

Die Experten streiten sich noch darüber, ob die Brandanschläge auf Bahnanlagen Terrorismus sind oder, wie SPD-Sicherheitsexperte Wiefelspütz sagte: „schwerwiegende Straftaten“. Wobei die Frage ist, was den Unterschied ausmachen würde. Die „Bild“ wird sowieso von „Terror“ schreiben, das macht sie ohnehin jeden Tag (Sex-Terror, Ekel-Terror, Psycho-Terror, Terror-Stalker, usw. usf.) Die seriösen Beobachter werden die Taten hoffentlich differenziert beurteilen und das gedankliche Grundgerüst der Täter ist sicher von ununterscheidbar von jemandem, den man einen Terroristen nennen würde. Die Beweggründe für diesen Definitionsstreit sind noch unklar: Möchte man die Täter nicht unverdient adeln? Oder fürchten informierte Kreise, dass wieder vorschnell zu übermäßig drastischen Maßnahmen gegriffen wird, deren Rücknahme dann auf den berühmten St.Nimmerleins-Tag terminiert wird?

Nicht zu vergessen, dass es keine Definition von „Terrorismus“ gibt, denn alle Definitionsversuche scheiterten vor allem am Widerstand der USA, die solche Kriterien wie „nicht erklärter bewaffneter Angriff auf dem Territorium souveräner Staaten“ und so nicht gern unterschreiben wollten (aus welchem Grund auch immer).

Jetzt hat sich auch die Bahn an einer Definition der Brandanschläge versucht. Um keine Entschädigungszahlungen für ausgefallene Züge leisten zu müssen, ordnete ein Sprecher die Anschläge gestern einer ausgesprochen zweideutig klingenden Kategorie zu: „Höhere Gewalt„.

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