vonFabian Schaar 04.02.2021

other society

Ein Blog zu Politik, Gesellschaft und dem Dazwischen: Vielleicht ändert sich ja doch noch was?

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Mitten in einer einschneidenden Pandemie ist es verständlich, dass sich viele (danach) eine Rückkehr zur Normalität  wünschen. Die konservative CDU steht in Umfragen nicht schlecht da. Erschreckend wenige fragen sich anscheinend, ob das, wohin momentan so viele zurück wollen, wirklich normal war oder ist.

Ist es normal, dass qualitativer Journalismus – das einzige Mittel gegen haltlose Verschwörungsmythen – wie der der Washington Post nur dann überleben kann, wenn der reichste Mensch der Welt, Jeff Bezos, das Blatt aufkauft?

Ist es normal, dass in Deutschland ein Mann Wirtschaftsminister ist, der in einer wirtschaftlich-finanziellen Krisensituation in Betracht zieht, staatliche Anteile an Unternehmen wie Post und Telekom zu verscherbeln, wohl wissend von der zwangsläufig folgenden Privatisierung bzw. Monopolisierung und sich gleichzeitig absolut gegen eine Gerechtigkeit schaffende Vermögensabgabe für die Reichsten der Reichsten ausspricht?

Ist es normal, dass im autoritären Russland ein Oppositioneller erst vergiftet und dann festgenommen wird und in Deutschland und Europa Pläne existieren, eine ganz sicher nicht im Sinne einer Brückentechnologie argumentativ zu untermauernde (zweite) Gaspipeline in Kooperation mit ebenjenem autoritären Regime zu bauen?

Ist es normal, dass ein gewählter US-Präsident als erste Amtshandlung das Für-Ungültig-Erklären von hirnrissigen Bestimmungen des eigenen Vorgängers durchführt?

Und ist es normal, dass eine demokratiefeindliche Partei, voll mit rechtsextrem braunen Mitgliedern, blau angemalt in jedem Länderparlament sitzt und außerdem die stärkste Oppositionsfraktion im Bundestag ist?

Nein, ist es nicht. Aber wenn das  als normal angesehen wird, würde ich mir die Rückkehr in diese Realität doch noch einmal überlegen! Nach einer Krise muss die Gesellschaft stärker zusammenhalten, Solidarität muss sich gegenüber dem Egoismus einzelner beweisen. Könnten wir nach der Pandemie, anstatt uns auf den rückständigen, fehlerhaften Stand davor  zurück zuwerfen, nicht direkt einen gerechteren Weg gehen?


 
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