Sky will seinen Streaming-Dienst, der vormals „Sky-Ticket“ hieß in „Wow“ umbennenen. Als Grund gibt das Unternehmen Kunden an, denen lange Vertragslaufzeiten, wie sie zuvor scheinbar üblich waren, gegen den Strich gehen. Mir bleibt bei einer derartig unkreativen Namensänderung nur eine mögliche Reaktion: Wow, wie bescheuert ist das alles eigentlich.
Mittlerweile scheint jedes Unternehmen, dass das Wort „Entertainment“ einigermaßen den nächsten Werbeclip einbauen kann, einen neuen Streaming-Dienst aufzusetzen: Netflix ist und bleibt die unangefochtene Nummer eins, Amazon hat einmal mehr das große (stinkende) Geld gerochen und muss mit seinem Prime-Video-Angebot natürlich auch mit dabei sein und last but (maybe) not least stellt auch Disney seinen eigenen Plus-Service als Abo bereit – damit noch möglichst viele kommende Generationen klischeebehaftete und demzufolge diskriminierende, ach so familienfreundliche Inhalte vorgesetzt bekommen kann. Schon diese drei Streaming-Dienste sind mir unsympathisch – dabei gibt es solche anscheinend wie Sand am mehr.
Beiseite mit dem Pessimismus mag hier der/die ein oder andere Freund/in von FDP-Regierungsbeteiligungen sagen, immerhin fördert die schiere Unübersichtlichkeit an Streaming-Diensten doch die ach so wichtige Konkurrenz und nutzt all jenen, die an neuen, kreativen Ideen, filmischen Kunststücken interessiert sind. Tja, schön wäre es:
Wer heute auf legalem Wege diverse Serien, Filme und sonstige Inhalte der Streamingdienste ansehen möchte, hat es schon jetzt schwer, alle abgeschlossenen Abos an einer Hand abzuzählen. Natürlich könnte man auch Berge von DVDs sammeln. Wenn man derartige Unterfangen überhaupt bezahlen kann: Wähle dein Übel.
Dann teile ich meinen Account eben mit anderen, mag man meinen: Wenn es denn so einfach wäre. Netflix beispielsweise, wie bereits erwähnt noch immer unangefochtene Spitze, was umfassendes Medienstreaming kommerziell hergestellter Inhalte angeht, hat führte bereits im Frühjahr 2021 eine Autorisierungsstufe ein, mit der das bis dahin sehr beliebte Teilen von Accounts erschwert werden sollte. Selbst wenn das Teilen von Accounts leicht wäre, selbst, wenn große Firmen derartigen Versuchen keine Steine in den Weg legen würden, selbst dann wäre es – zumindest meiner Meinung nach, einigermaßen schwierig in den vollen Genuss aller verfügbaren Medien zu kommen.
Sicher, auf einer rechtlichen Ebene ist der Weg, den diese Großunternehmen einschlagen wollen – der Weg des größten Kommerzes – frei. Sicher, rechtlich gesehen machen sich nicht die Geldgetriebenen Unternehmen strafbar sondern diejenigen, die ‚urheberrechtlich geschützte‘ Medien illegal herunterladen und (unwissentlich) weiterverbreiten strafbar. Und sicherlich ist es nur eine Kleinigkeit, über die ich mich seit sechs Absätzen aufrege – allerdings glaube ich, dass etwas Größeres und Bedeutenderes hinter den Fassaden von Netflix, Amazon Prime Video und Konsorten schlummert: Digitale Rechte der Gesellschaft und die Frage nach einer frei zugänglichen Kultur:
Natürlich konnte man auch früher, als von Computern, dem Internet und dem weltweiten Netz noch niemand zu träumen gewagt hat, auf alle kulturellen Inhalte zugreifen – zumindest nicht als durchschnittlich (nicht-)privilegierte Person. Doch wäre es nicht gerade heute, in einer Zeit in der das verbreiten digitaler und entsprechend auch kultureller Inhalte so einfach wie noch nie zuvor in der Geschichte der Menschheit ist, der richtige Zeitpunkt, derartige Chancen auch zu nutzen?
Wäre nicht genau jetzt der Zeitpunkt zu überdenken, ob die angeblichen Urheberrechte tatsächlich den Künstlerinnen und Künstlern unserer Zeit und nicht doch vielmehr großen Verlagen und Streaming-Fimen nutzen?
Nach einer, zugegeben ziemlich langen Abwesenheit auf diesem Blog, möchte ich wieder einsteigen mit der Forderung einer umfassenden, frei zugänglichen Kultur für alle: So belanglos die Idee auch erscheinen mag, angesichts der brutalen Kriege, der Klimakrise und der sozialen Krisen, die die heutige Zeit prägen, ist sie doch nicht sinnlos: Jeder Mensch sollte die Möglichkeiten haben, in der heutigen Zeit zu leben und deren Kultur auszuschöpfen. Die Ansätze existieren schon: In den wunderschönen Nischen des weltweiten Webs schlummern Berge von frei zugänglichen Inhalten, Bibliotheken archivieren traditionell das, was Kultur über die Jahre übrig lässt und als bedeutend herausstellt aber, so schön das auch sein mag: Es ist und bleibt die Nische gegenüber den großen Firmen des medialen Kommerzes.
Ich wünschte, es wäre andersrum.
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