vonFabian Schaar 16.04.2023

other society

Ein Blog zu Politik, Gesellschaft und dem Dazwischen: Vielleicht ändert sich ja doch noch was?

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Ich habe auf diesem Blog schon sehr lange keinen Text mehr veröffentlicht. Genau genommen habe ich schon dreieinhalb Monate Pause gemacht. Vielleicht wird es doch mal wieder Zeit, hier zu bloggen. Dazu muss ich aber auch sagen: Ganz grundlos war die Pause nicht. Mit der Zeit ist es mir immer schwerer gefallen, mich klar zu politischen Sachverhalten zu positionieren – und ich habe es genossen, das nicht zu müssen. Den ersten Texten in diesem Blog merkt man eines deutlich an: Dass ich versucht habe, mir klare Meinungen zu bestimmten Themen zu bilden. Mal ist mir das leichter gefallen, mal kommt es mir rückblickend ziemlich verkrampft vor. Doch das muss nicht sein!

Wenn ich meine älteren Texte lese, fällt mir auf, wie sehr ich teilweise in „Gut und Böse“, „Schwarz und weiß!“, „Salz und Pfeffer?“ gedacht habe. Ich glaube, dass das nicht nur mir auffällt. Doch genau deswegen habe ich eine so lange Pause eingelegt. Genau weil ich irgendwann bemerkt habe, dass ich nach einer gewissen Zeit nicht mehr voll und ganz hinter meinen eigenen Texten stehen konnte, habe ich eine kleine – große Pause eingelegt.

Wird sich also etwas ändern? Jetzt, da ich versuche mich dazu motivieren kann, mehr und vor allem regelmäßiger zu Bloggen? Das weiß ich selbst nicht. Muss ich ja auch nicht, oder? Viele meiner bisherigen politischen Texte sind aus einem ersten Eindruck zum jeweiligen Thema entstanden. Wenn man diesen aber doch einmal selbst hinterfragt, fällt es schwer „einfach so“ einen Text dazu zu schreiben. Ich finde es beachtlich, wie manche sich derartig absolut positionieren können. Dabei ist es eigentlich auch egal, ob eine Meinung fundiert oder aus der Luft gegriffen ist. Die Tatsache, dass Menschen sie standhaft und auf Dauer vertreten können, hat schon etwas beeindruckendes.

Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich mich zu gewissen Themen einfach nicht „auf eine Seite“ stellen kann. In Diskussionen saß ich in den letzten Monaten viel eher zwischen den Stühlen. Mich auf einen festzulegen, war manchmal irgendwie undenkbar. Die politischen Ereignisse der letzten Monate haben mir gezeigt, dass es schlichtweg keinen Sinn macht, sich sofort festzulegen. Denn das würde voraussetzen, immer zu wissen, was „gut“ ist. Und zwar von Anfang an. Das mag vielleicht im Wahlkampf nützlich und nötig sein, in meinem Leben brauche ich das aber nicht mehr.

Heute scheint es mir schon fast kontrovers, nicht kontrovers zu sein. Dieses ewige „Dazwischen“ ist vielleicht nicht unbedingt angenehm. Vielleicht kann man es argumentativ nicht gut untermauern. Vielleicht wird es auch schlicht immer wieder vergessen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich die gesellschaftlichen Diskussionen sehr einseitig entwickeln: Politische Akteure beanspruchen die Wahrheit für sich, die Meinungen gehen auseinander. Selbst wer glaubt, sich in Grundsätzen einigen zu können, kann sich leicht in den Detailfragen verlieren und zerstreiten.

Andererseits kann und will ich nicht mehr davon ausgehen, dass sich jeder politisch irgendwo einordnet. Mittlerweile kann ich mich gut damit abfinden, wenn Menschen sich nicht ständig positionieren wollen. Manchmal habe ich festgestellt, dass das nicht unbedingt mit einer Teilnahmslosigkeit zu tun haben muss. Sind nicht alle auf der einen oder anderen Ebene politisch? Sind wir nicht alle politisch? Und selbst, wer das für sich abstreitet, trifft damit eine Aussage. Vielleicht, ich weiß es ja nicht und muss es auch nicht wissen.

Früher hätte ich an dieser Stelle ein Fazit geschrieben und meine Meinung zusammengefasst. Heute lasse ich das aus, und zwar bewusst.

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