von Christian Dombrowski:
„Um zu vermeiden, dass fremder Sperrmüll zugelagert wird, stellen Sie Ihr Sperrgut erst kurz vor dem Abholtermin bereit, spätestens jedoch bis 6 Uhr morgens am Abholtag“, heißt es auf dem amtlichen Vermerk.
Da wir wenig Lust haben, um 4 Uhr früh aufzustehen, um Sperrmüll auf die Straße zu tragen, bringen wir unsere Sachen schon am Vorabend vor die Tür. Die beiden alten Laptops. Den Koffer, der nicht mehr schließt. Den zersprungenen Spiegel. Das Bügelbrett. Die olle Matratze. Den Schnellkocher. Die uralte Kaffeemaschine. Den Roller. Den kaputten Drucker. Den blauen Teppich, den die Motten gefressen haben und der einmal so schön war.
Es ist dunkel und kalt, es nieselt. Doch kein Gedanke, dass andere Leute eigenen Sperrmüll dazutäten, im Gegenteil: Noch während wir mitten am Werk sind, kommen die ersten Sperrmüllspechte herbei und kucken und wühlen und prüfen. Picken sich einzelne Gegenstände heraus. Es ist wunderlich, was ihnen alles noch brauchbar erscheint. Hätten wir denken können, dass der zerrissene Morgenmantel einen Abnehmer findet? Oder gar der Küchenstuhl mit seinen drei Beinen? Merkwürdig überhaupt, wie schnell sich herumgesprochen hat, dass es hier etwas umsonst gibt. Als würde die Nachricht sich mit dem Wind verbreiten und gleichzeitig die Aufforderung: „Kommt zuhauf und plündert, Leute!“
Unser Sperrguthügel sieht bald ziemlich zerfleddert aus und für die Müllabfuhr morgen früh bleibt nicht mehr viel zu tun, fürchte ich.
Sperrmüllspecht = jemand, der den Sperrmüll anderer Leute nach Gegenständen durchwühlt, die ihm noch brauchbar erscheinen