vonDetlef Berentzen 20.02.2009

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Am Anfang der taz war das Kollektiv. Jeder durfte alles und immer und überhaupt und jeder hatte eine Stimme. Es gab Seilschaften, Mannschaften, Frauschaften und alle mussten sich einigen. Dafür gab es machtvolle (nationale und regionale) Plenarsitzungen, kleinere Putschversuche, Streiks, steile Erregungskurven, außerdem jede Menge Tabak, Dope und Chianti Classico.

Jede Stelle, jede neue Seite, jede neue Maschine, alles wurde von allen debattiert. Nicht, daß es keine informellen Hierarchien gegeben hätte, aber wir waren ein Kollektiv, ein selbstverwaltetes Alternativunternehmen – „Wir brauchen keine Sklaven und keine Chefs“ hatten die Scherben einst gesungen. Doch mit dem „Brauchen“ ist das so eine Sache. Der Kopf ist rund… Und so gab es im Laufe der Jahre in der taz viele Versuche , dem Projekt ein bisschen offizielle Führung  zu verschaffen, weil die wilden  Strukturen mitunter nicht zu ertragen waren. Und dann wieder doch.

Heute sitzt Bascha Mika in der schwer begrünten Chefetage des Dutschke-Hauses. Eine Frau, mit der ich bis zu unserem Interviewtermin immer nur nur ein paar harmlose Takte sprechen konnte, von der ich jetzt aber weiß, daß sie wunderbaren Kräutertee kredenzt, informelle Hierarchien für „die Pest“ hält,  „Kerlen“ gern mal die Leviten liest und nicht nur lt. Impressum das letzte Wort hat – nach all den Worten und Sätzen, die sie sich zuvor von ihren KollegInnen anhören musste. Denn noch immer ist der interne Widerspruch ein Stück Produktivkraft der taz. Trotzdem ist bei Frau Mika keinerlei Rede von Flucht. Eher von Standhalten.

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 Die Sendetermine meines Hörfunk-Features (55 min.) zu „30 Jahren taz“ ( SWR, RBB und WDR ) liegen Mitte April 2009. Genauere Angaben folgen. Stay tuned.

 

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https://blogs.taz.de/spurensuche/2009/02/20/teezeremonie_in_der_chefetage/

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