vonDetlef Berentzen 05.02.2010

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Das Leben provoziert mit Fragen. Immer schon. Also wollen man oder auch frau die Welt erkennen, ihr denkend auf den Grund gehen. Gerade in der unübersichtlichen Postmoderne gibt es ein zunehmendes Bedürfnis nach Antworten. Der Erfolg der „Philosophischen Cafés“ belegt das. Seit Marc Sautet Anfang der 90er-Jahre begann, die Philosophie neu und praktisch zu verorten, ist sie zu einem frei verfügbarem „Basis-Vitamin“ gegen den alltäglichen Kältestrom geworden. Das häufig  genug eingenommen wird. Bis es süchtig macht. Ganz ohne Rezept. Und gut so.

Philosophische Cafés pflegen den offenen Diskurs, animieren die anwesende kaffeetrinkende Assoziation freier Bürger zu Begegnungen mit Themen, die so keine TalkShow offerieren kann: berührend, erkundend, erkennend. Immerhin existiert bei Besuchern eines „Café Philo“ das vitale Bedürfnis nach entgrenztem Denken und jener Hunger nach Sinn, den vorgestanzte Medienformate oft genug nicht befriedigen können. Insofern sind die „Philosophischen Cafés“ ein Glücksfall. Öffentliche Orte für die Lust am folgenreichen Denken. Grund genug, von diesen Orten zu erzählen, selbst zum Animateur zu werden.

Für mein Hörstück (SWR2) habe ich deshalb in den „Cafés Philo“ der Philosophen Peter Vollbrecht (Mannheim) und Lutz von Werder (Berlin) Kopf und Mikro auf Empfang gestellt,  muntere Gespräche geführt und heisses Koffein getankt. Später, am Schreibtisch, bin ich dann folgerichtig dem Geist des Marc Sautet begegnet, der gleich noch Nietzsche, Epikur, Sokrates, auch den alten Diogenes (samt Tonne) im Schlepptau hatte,…die Herren waren übrigens alle einer Meinung:

Das Bedürfnis des klugen Kopfs nach lebendiger Begegnung, leidenschaftlicher Debatte und weiser Erkenntnis bleibt existentiell. Erst recht ob der immergleichen kurzatmigen Reden und Statements des politischen Führungspersonals, die uns das Hirn verstopfen. Diesem stumpfsinnigen Immergleichen im Kaffeehaus mit dem langen Atem praktischer Philosophie zu begegnen, könnte durchaus ein probates Mittel sein, um die Jetztzeit, auch die Zukunft,  auf einen lebendigen Begriff zu bringen. „Selber denken“ macht eben immer noch den besten Eindruck…. also einfach mal reinhören!

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