Es stimmt schon. In meiner alten Gaskesselheimat gab es nicht viel zu lachen, …damals. Die Nazi-Lehrer am Gymnasium waren schwer gewalttätig, mein Fahrrad hatte ständig einen Platten, überall Trümmergrundstücke, uniformierte Tommies, BFBS, Ernte 23 und jeden Tag Herforder Pils. Das änderte sich erst, als auf der Bielefelder Johannislust die ersten Kiffer einzogen und ostwestfälische Hippies nackt im Leineweberbrunnen badeten.
Damals kaufte ich mein erstes Black-Panther-T-Shirt, schrieb Gedichte über den Vietnamkrieg und war irgendein Teil der Bielefelder Opposition – doch, die gab es! Ein wilder Haufen, in dem keiner vom anderen wusste. Wir trugen grüne Parkas, drehten Schwarzen Krausen, verlachten Oetker, demonstierten gegen die NPD, druckten linke Postillen und zogen irgendwann nach Berlin. Weil der Mariannenplatz so blau war. Auf die Idee, daß wir die ganze Zeit wohlfeile Zombies in einem Potemkinschen Dorf gewesen sein könnten, kamen wir damals noch nicht. Doch das ist seit ein paar Jahren anders: Wir haben verstanden!
Kein Bielefeld nirgends. Alles Hirngespinste, überall böse Mächte und Bielefeld nichts als der Name einer unterirdischen Bodelschwinghschen Anstalt (siehe Foto), in der eine Menge heimatloser Ostwestfalen auf Drogen gesetzt werden, um der ganzen Welt (qua Pendragon-Verlag) Geschichten über ihre tatsächliche Nichtexistenz zu erzählen und als Studenten getarnt einen Film zu produzieren, der demnächst in die Kinos der real existierenden Republik kommt: „Die Bielefeld-Verschwörung“. Schon über den Trailer durfte neulich im Hirn-OP mächtig gelacht werden. Was nun wirklich eine gute Nachricht ist. Die Werbung für den Film hat übrigens, seltsam genug, irgendein ominöses „Bielefeld-Marketing“ übernommen – in Wahrheit wohl eher die Anstaltsleitung. Egal, demnächst mehr. In diesem (Verschwörungs-)Theater.