In das Schweigen.
Die Stille setzen. Und dann.
Die Stille durchschneiden: Ich bin so weit gelaufen.
Wir sind die Verlorengegangenen.
Die Verlustiggegangenen.
Sie sind ungehorsam, verweigern sich den Normen der Gesellschaftsmaschine, fliehen, suchen Schutz. Das alles in einer ehemaligen Stofffabrik (Pausa), im schwäbischen Mössingen – 50 junge Frauen gegen Gehorsam und Unterwerfung: „Die Schutzsuchenden“ von Aischylos. Das Melchinger Theater Lindenhof präsentiert sie im Offenen einer mächtigen Bogenhalle, installiert eine ehemalige Musicalbühne als Maschinenplastik mit Rädern, Flügeln, Armen, Treppen und Podesten. Bindet für das Spiel weit über 100 Laienddarsteller ein: Alte, Junge, Frauen, Männer. Und stellt die Frage nach Asyl, Schutz und Courage. Einmal mehr. Weil bitter. Und notwendig.
Typisch „Theater Lindenhof“. Engagierte Postmoderne. Muntere Kommunarden. Mitten im von oben inszenierten WM-Theater platzieren sie ihre demokratischen Chiffren: Es gibt mehr als das. Im Abseits öffentlich geförderten Drogenkonsums. Und nehmen dafür eine ganze Stadt in fröhliche Haftung – Mössingen eben. Das können nur die Lindenhöfler. Immer. Und wieder. Sind immer gut für das Spiel mit dem eigenen Kopf. Wer also sucht, vielleicht auch Schutz: Nix wie hin!