„Aber hier war es nun still…!“ Als Tucholskys Wolfgang längst unter Dampf in Rheinsberg angekommen ist und mit der jungen Claire durch Tuchos quicklebendiges „Bilderbuch für Verliebte“ spaziert, erreichen die beiden irgendwann das Schloß, dessen Park, öffnen die Pforte, lauschen der Stille und betreten die Landschaft ihrer Liebe – leuchtend, kichernd und mit verrücktem Mut.
„Rheinsberg“ (erschienen 1912), ein Buch, das mich schon immer begleitet. Das zu mir gehört. Wie Theobald Tiger. Und nun auch „Else Weil“. Sie gab einst das Vorbild für die Claire. Sprühte Funken. So sehr, daß Kurt T. sie später heiratete. Und ein paar Jahre bei ihr blieb. Womit eigentlich alles gesagt sein könnte. Doch auch Else Weil hat eine Geschichte, die erzählt werden will, die über das muntere Buch „Rheinsberg“ weit hinausgeht. Das Tucholsky-Museum im Schloß Rheinsberg erzählt sie. Belebt die Figur. Macht sie zur Frau, zur Ärztin, zur Jüdin.
Else Weil (geb. 1889) war eine der ersten Medinzinstudentinnnen Preußens, war „selbstbewußt, attraktiv, geistreich und humorvoll“. Eine jüdische Frau die neugierig war, leben wollte, die für den demokratischen Aufbruch steht…und in Auschwitz vernichtet wird. Jahre nach Tucholskys verzweifeltem Selbstmord, dem die Worte vorausgingen: „Hat nicht verstanden!“
Was von Else Weil blieb, hat das „Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum“ in Rheinsberg zusammengetragen und in fünf Kapiteln ausgestellt. Wer also Else und Claire begegnen und/oder auf den Spuren der Verliebten wandeln will, der reise einfach nach Rheinsberg. Ins Ruppiner Land.