„Wenn eine Erzählung in sich selber stockt, dann stockt einem auch der Atem. Und das sind Momente einer ganz merkwürdigen Bewußtlosigkeit. Man ist nicht mehr ganz bei sich, man verliert die Sache, nicht nur aus den Augen, sondern auch aus dem Kopf, hält den Atem an und erstickt förmlich dran.“ (Peter Härtling)
Für ihn ist Schreiben wie Atmen. Das einstige Kriegskind Peter Härtling sucht und findet in den Figuren seiner Bücher immer wieder neue Gefährten – oft sind es Randständige, Außenseiter, die ihm zu lebenslangen Begleitern werden.Härtling braucht sie. Schreibt sie sich zur Seite. Ohne sie geht es nicht. Doch mitunter gerät er beim Schreiben an das Ende seiner Kraft. Dann stockt ihm der Atem, sein Körper rebelliert, er geht sich verloren.
Während ich an Härtlings Biographie („Vielleicht ein Narr wie ich“, KiWi 2006) schrieb, habe ich erfahren müssen, wie der Autor hochsensibler Romane über Hölderlin, Schubert und Schumann ins Taumeln geriet. Jetzt, mit der nötigen Distanz, habe ich mit dem 77-jährigen Härtling noch einmal über all die Grenzerfahrungen gesprochen, die er durchstehen musste, um ihn bis heute nicht zu verlieren: den „Atem der Worte“.
Sendung auf SWR2, am Mittwoch, 5. Januar 2011, 10.05 Uhr
(auch als Livestream und podcast)