vonDetlef Berentzen 02.05.2011

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Foto: Joern Schlund



WAS BLEIBT? Erich Fried hat sich in den Jahren vor seinem Tod (1988) oft diese Frage gestellt. Und spürte dabei nicht selten die Angst, daß nichts bleiben könnte. Vielleicht. All die Worte, all die Sätze, all die engagierte und liebevolle Lyrik,  all die eigensinnige Prosa, die der wiengeborene Dichter in Welt und Herzen pflanzte, könnten vergehen, Bedeutung und Wirkung verlieren. Jetzt, anläßlich seines 90. Geburtstags (6. Mai 2011), stellen wir fest: Viel, sehr viel von Frieds Werk ist aktuell und geblieben.

Allein schon die „Internationale Erich-Fried-Gesellschaft“ sorgt dafür. Kürzlich brachte Volker Kaukoreit vom Österreichischen Literaturarchiv im Auftrag der Gesellschaft  eine „bibliographische Dokumentation“ heraus,  die Werk und Wirkung Erich Frieds mit Hilfe von Quellennachweisen belegt. Eine wahrhafte Fundgrube. Auf weit über 200 Seiten werden Buchausgaben, Übersetzerarbeiten, Bühnenstücke, Auftritte und Literaturpreise nachgewiesen, die es einmal mehr deutlich machen: Erich Fried war einer, der mit seinen Texten ständig unterwegs war, der sich engagierte und diskutierte, der unbedingt wollte, daß die Welt nicht so bleibt, wie sie ist. Sondern wärmer wird, bewohnbarer. In diesem Begehr folgen ihm noch heute viele Junge und Alte, lesen berührt seine Bücher, gerade auch seine umfängliche Lyrik: „Wer von einem Gedicht keine Rettung erwartet, der sollte lieber lernen Gedichte zu lesen!“

Erich Fried ist immer wieder neu zu entdecken. Gerade die Veranstaltungen rund um Frieds 90. Geburtstag bieten Gelegenheit dazu. Da zieht seine Frau Catherine mit ihrem Erinnerungsbuch „Über kurz oder lang“ (Wagenbach) lesend durch Norddeutschland, anderswo erinnern Freunde, Schauspieler und Filmemacher in Salons und Clubs an den Dichter und in Wien ist in diesem Monat seitens der Fried-Gesellschaft eine prominent besetzte „Gedenklesung“ und im Herbst ein opulentes „Fried-Symposion“ vorgesehen. Ansonsten sind da immer noch Frieds Bücher. Und eben das Hörfunk-Feature, das ich für den ORF geschrieben habe: „Was bleibt? Oder bleibt nichts?“ Just listen! (heute, 21.00 Uhr, OE1, Live, Webradio,…Wdh. 5.Mai, 16.00 Uhr)

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