„Ein Mann der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland.“ (Paul Celan)
Wer viel unterwegs ist, dazu noch mit der Deutschen Bahn, den spült es auf den Bahnhöfen auch immer wieder in den irgendwie gut sortierten Zeitungshandel. Wer dann auch noch ob der mannigfaltigen Zugverspätungen genügend Zeit hat und aufmerksam schaut, der findet zu seinem Erstaunen irgendwann in irgendeinem Zeitungsständer Presseerzeugnisse wie die „Rote Fahne“ (!), kichert amüsiert und stößt gleich daneben (!) auf einen „Schlesier“ (s. Foto), der sich „gesamtdeutsch“ (wir ahnen, was das heißt!) gibt und genau weiß, daß „dieses Land“ (sein Land, nicht meines) doch nun wirklich andere Probleme hat als diesen elenden Brüderle-„Sexismus“, den „linke Gesinnungswächter“ derzeit bekämpfen und dabei (hört! hört!) gleich auch noch das „Dirndl“ abschaffen wollen.
Was im Übrigen auch die Macher des benachbarten „Ostpreußenblatts“ erregen würde, hätten die nicht gerade extremen „Kummer“ mit tanzenden Sinti und Roma: „Städte flehen um Hilfe“. All das macht mich immer wieder Staunen (ich kann nichts dafür, es ist das Kind in mir!) und durchaus klar, daß da draußen „gesamtdeutsche“ oder meinetwegen auch „ostpreußische“ Parallelwelten existieren, deren Einwohner darauf bestehen, daß Tschechien, bitte schön, immer noch als „Tschechei“ zu bezeichnen ist. Und daß Celans „Schwarze Milch der Frühe“ irgendwie und immer noch als History-Shake verabreicht wird. Oh ja, es gibt einiges zu lernen. Auch in deutschen Bahnhöfen.