vonDetlef Berentzen 16.04.2013

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Karl Jaspers. Ein Norddeutscher, nicht zu überhören! Ein Absolvent des Oldenburger „Alten Gymnasiums“, das noch heute stolz auf ihn ist. 1883, vor 130 Jahren also,  an den Ufern des niedersächsischen Flüsschens Hunte geboren, ein Sohn aus gutem Hause – Bankiersfamilie! Und immer ein bißchen sssteif und ssstur. Im Gepäck eine Lungenkrankheit, die ihn Zeit seines Lebens behindern wird. Studierte am Neckar zunächst Jurisprudenz. Machte sich als liberaler Bürgerssohn über all die Kaisertreuen und deren schlagende Verbindungen lustig, die für ihn, erinnert er sich später, in ihrem uniformen „Wichs“ wie „Narren“ aussahen.  Blieb auch erst einmal nicht lange in Heidelberg, zog weiter nach München, gab das Jurastudium auf,  reiste bald darauf nach Berlin, studierte inzwischen Medizin, danach Göttingen und dann doch wieder Heidelberg. Jahrzehntelang Heidelberg,….dessen Charme schon der von Jaspers bewunderte Hölderlin intonierte: „Hölderlins ‚Heidelberg‘ hat die wundersamste Deutung gegeben. Welche Stadt besitzt solch ein Lied? Ihr Adel weist durch Hölderlin in den Grund des Menschen!“

Den menschlichen Grund erforschen, darum ging es Jaspers. Einer wie er hatte nie ausgelernt: Psychologie, Psychatrie kamen in Heidelberg als Studienfächer und Interessensgebiete hinzu und schließlich auch, wichtig genug,  die Philosophie – ein „außerordentlicher Professor“!  Das Denken in Gang setzen wollte er. Und tat genau das. Heute erreicht Jaspers nur noch wenige: Keine Jaspers-Vorlesungen in Heidelberg! Oliver Fink, Pressesprecher der Uni, schüttelt den Kopf.  Und ich ahnte es schon vorher: Der Existenzphilosoph Jaspers, dem Politik und Philosophie auf’s Engste verbunden waren, dieser Jaspers hat es nicht so ganz in das „Anything goes“ der Postmoderne geschafft. Und doch sind da Sätze des Philosophen, die mich heute wieder auf ihn neugierig machen, weil sie durchaus paßrecht für das Hier und auch für das Jetzt sind. Oder sein könnten. Für mein SWR2-Feature den Spuren Karl Jaspers zu folgen, mit Jens Halfwassen oder Peter Schulz-Hageleit zu debattieren,…das war auch eine Nagelprobe auf seine Aktualität.

Würde man den alten Lutz von Werder (Philosophische Cafès etc.) auf Jaspers ansprechen, ich glaube, er würde heftig nicken. Sein neuestes Buch hat ausgerechnet den Existentialismus zum Thema – als eine Philosophie der Hoffnung: „Die großen Erzählungen sind gescheitert. Aber das Ich findet sich immer noch vor und fragt nach Ursprung und Ziel! Das nackte Ich in seiner grundstürzenden Einsamkeit und Verlorenheit steht heute wieder da und fordert „Existentialismus jetzt!“  Wie gerne würde Jaspers zu diesem Thema eines seiner berühmten „Kampf- und Streitgespräche“ führen. Allemal  aufrecht und kompromisslos. Just listen!

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kommentare

  • Fehlschlag: C-code.
    Warum und jetzt? Du ahnst wer da fragt. Wer fragt, trifft das Tor; also halt den Ball, Torwart!
    Ein grüner Rasen; keine Transzendenz, nicht mal Maulwurf Pauli.

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