Jetzt werden sie schon längst wieder auf ihren Fellen trommeln, historische Kostüme zu Markte tragen und ihre mächtigen Rösser auf Hochglanz bringen. Die ganze Stadt ist in Aufruhr, so ziemlich jedenfalls, vor allem die SchülerInnen, und das immer um diese Zeit: Das oberschwäbische Biberach feiert ab dem kommenden Freitag sein Kinder- und Heimatfest, kurz „Schütza“ genannt. Seit ein paar hundert Jahren tun sie das schon, sagen die einheimischen Hochwürdenträger, erst recht aber seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Generationen von Kindern sind seitdem aufgewachsen und kommen auch als Erwachsene nicht mehr davon los – dies Fest gehört dazu, samt allen Umzügen, Tänzen, dem Schützentheater und dem Rausch after. Gut so! Doch es braucht mehr.
Dieses Fest braucht die nachholende Modernisierung, nicht zuletzt auch musikalisch. Und für die sorgt Peter Zoufal (s. Foto). Ein schwer musikalischer Biberacher (guitar, vocals, bandleader, production), der dem ganzen historischen Fest einen rockenden, rollenden und swingenden Soundtrack verpasst – Jahr für Jahr und dieses Jahr ganz besonders: „Scheana Schütza“, so der garantiert dialektische Titel der blau-gelben (Achtung , Heimat!) CD, die er mit Musikern wie Samuel Maitland und Richie Golz eingespielt hat – unplugged, plugged, darunter auch historisches Liedgut à la mode Hendrix, was manch denkmal-geschützten Traditionalisten auf den nächsten Lindenbaum (den vor dem Biberacher Tore) treibt, weil alles muß sein wie immer und neue Inszenierungen sind Teufelswerk…vor allem im Wagner-Jahr!
Egal, ich meine, man sollte das minimalistische Zoufal-Label (genau wie es die revolutionäre Kreissparkasse tut) unterstützen, sich auch als Preuße oder Exilant den „Schütza“- Rock (wie all die restlichen Geschütza auch) auf’s Ohr geben und dabei merken, daß es neben dem musikalischen „Gestern“, auch eine „Jetztzeit“ gibt, die – groovy genug – von sich behaupten kann: „Um mich herum ist alles Freude!“ Just order it! Watch it! And listen!