Stones-Konzerte sind wie mythische Jungbrunnen. Du steigst hinab, rockst dich durch Deine Vergangenheit und sogar das Knie, das eben noch Weh! und Ach! schrie, erträgt den Schwung deiner Hüften, steht mit Dir auf, wenn der Rythm und der Blues dich treffen – mitten ins pochende Herz. Unsere Leichen leben noch!
Klar klappt das nicht wie bei Jagger. Zwar sind wir auch alle über 60 Jahre alt, aber der 70-jährige Schlacks hat hochbezahlte Fitness-Coaches und extrem teure Sauerstoffgeräte im Background, kann kurz mal ne Prise sauren Stoff durchziehen. Also tobt der Faltige wie ein Derwisch über die Bühne: Start me up!
Ich hasse dieses „Weißt Du noch?“, auch dieses: „Damals war’s!“ All das Gesülze ist mir ziemlich egal, und wenn ich mich an mein letztes Stones-Konzert im Berliner Olympia-Stadion erinnere, dann geht es vielen anderen ebenso: Jetzt ist! Wir haben nur diesen einen Moment und der dauert schon weit länger als 60 Jahre. Carpe Diem!
„This could be the last Time“ ! Alle spüren genau, da war irgendwann noch mehr. Und wir zapfen das an, lassen das Rock’n-Roll-Tier von der Leine. Kurz nur, aber immerhin. Erhitzte Greise. Auf der Straße hätten wir uns nicht erkannt. Aber hier: We are family! Never died before we got old! Auch der lederbejackte Dicke mit dem grauen Bart und Ruby, seine alte Hippiefrau, schwingen die Hüften: Gib uns Atem, hoher Priester!
Geht zum Teufel mit Euren Ü50- oder Ü60-Parties, wir brauchen auch nicht das poppige Gemurmel der 70- und 80er-Jahre. Wir brauchen Soundz, die uns immer noch heiß berühren und die alten Zeichen auf die Stirn malen. Es war einmal. Und nichts ist vorbei. Und falls Mick mal nicht mehr hochkommt, hinken wir halt mit unsern neuen Hüftgelenken zu Ozzy – Iron Men liegen im Trend.