Murnau. Nosferatu. Pest, Opfer, Särge und ein Schiff mit acht Segeln, das Grauen steigt auf, zumindest versucht es das, mit ungeschnittenen Fingernägeln und ziemlich kahlköpfig, keine Rettung möglich, das Monster wird uns alle beißen, aussaugen und die Herrschaft übernehmen. Ist ja alles auch schon längst passiert, nur kommt das Grauen heute gut frisiert daher und serviert frisch ausgedruckte Häppchen. Und weil das Grauen so alltäglich ist, hätte ich mir den Nosferatu auch nicht noch einmal angeschaut, wäre da nicht dieser Entwurf zu einem neuen Soundtrack gewesen. Also Neugier. Mächtig genug.
So kurz vor der Berlinale machen ausgerechnet die Oberschwaben mobil in Sachen Cinéma, kommen mit Gitarren, Keyboard, Bässen und Percussions daher und statten Murnaus Stummfilm und seine mehr oder weniger Untoten mit einem genialen Soundtrack aus. Peter Zoufal und seine Hochbegabten beatmeten das Werk schon bei der Generalprobe (s. Foto) nach den Regeln ihrer Kunst und ihre assozierenden Korrespondenzen bannten auch am letzten Wochenende die Zuschauer – alles bleibt, schaut, spannt sich zum Flitzebogen, ist ganz Ohr und lächelt leis als die Sonne aufgeht und der Vampir zur wohlverdienten Asche wird.
Dann Applaus. Viel Applaus. Allerdings nicht in der Festivalstadt Biberach, die so ein Projekt offensichtlich nicht nötig hat, sondern im benachbarten Ummendorf – keine Schande, wenn man das nicht kennt, aber dort gibt es ein Schloß, ein Storchennest, einen Kulturverein und jene Begeisterung, die sich schlußendlich auf das vielköpfige Publikum übertrug. Keiner blieb da ohne blutigen Biß, der Sound des Schreckens hallte nach. Niemand ging mehr allein nach Haus. Überall das Raunen der Vampire. Särge auf den Straßen. Schön das. „Ausverkauftes House. Lang anhaltender Applaus!“ – Peter Zoufal, der schwer engagierte Gitarrero von der Riß, war’s zufrieden. Lachte noch ein wenig. Wer genau hinschaute, sah seine Eckzähne fröhlich blinken. Macht nix, wer will, kann Nosferatus Combo für den nächsten blutrünstigen Murnau-Gig buchen. Es reicht, die bleiche Hand zu heben.