Buchpremiere. Akademie. Ein gut gefüllter Saal, Podest, Mikrofone, diskrete Gespräche. Noch. Gehauchte Küsse auf beide Wangen, man kennt sich. Der weißhaarige Leser in der achten Reihe schaut sich neugierig um, in einer halben Stunde wird er schlafen, kurz nur. Man ist also anwesend und das kann durchaus ein Glück sein. Und nicht die Hölle der Suche nach „Vollkommenheit“, die Max Frisch zeitlebens plagte, genau wie das Elend der „Repitition“, das Immergleiche, das den Atem verliert und sich selbst genügt – Peter von Matt kennt den ganzen „Schlamassel“ des Max Frisch erzählt davon, gestern abend, mitten in Berlin, draußen das Tor von Langhans, hier im Saal Sätze, deren Eigensinn uns glücklich macht und die nachzulesen sind in diesem endlich suhrkampverlegten „Berliner Journal“, aus dem der saloppe Samuel Finzi (s. Foto) vorträgt:
Porträts von Biermann und Enzensberger und warum es solange dauert, bis ein Küchenschrank an die Wand gedübelt ist. Ständiges Kichern, die Gemeinde amüsiert sich und das zu recht, es kommen auch noch andere Seiten. Man speichert die Freude am Text und wärmt sich noch daran, als zum Schluß ein Talk die Kühle irgendwie kritischer Vernunft verbreitet: Nachfragen an die Veröffentlichungspolitik der Schweizer Gralshüter der Max-Frisch-Stiftung, auch an Herausgeber Thomas Strässle, werden kredenzt. Eloquent und ein wenig bleich das Ganze. Macht aber nix, es bleibt ja das Buch, das „Berliner Journal“ des Schweizers Max Frisch. Man flaniert ein wenig trunken von all dem Gehörten hinaus in die Nacht, überquert den Pariser Platz, steigt hinab und schon in der randvollen S-Bahn, eingekreist von den flimmernden Monitoren der anderen, liest das hungrige Auge das mit Frisch bedruckte Papier: „Hier kein Kopfweh; schon das spricht für Berlin, die leichtere Luft…!“
Max, die Pferde, spann den Wagen und dann ab von Maloja – Salecina, nach Berlin, aber mit einen kleinen Umweg über Wien!