„Einige der damaligen sehr jungen Anarchisten, die wir aus unseren Gruppen kannten, gingen in den bewaffneten Kampf. Wir haben das abgelehnt, wir haben gesagt, das führt nur zu einer Verengung, wir wollen eine Erweiterung! Und dafür waren die Situationisten ein Modell: sich zu erweitern, sich persönlich zu erweitern, eine Bereicherung durch Kreativität, durch Kunst,….also eine persönliche Erweiterung und eben nicht diese persönliche Verengung, die daraus folgt, wenn man in den Untergrund geht und mit Waffen hantiert.“ (Hanna Mittelstädt, Edition Nautilus)
Selbstverständlich hat die Hamburger Verlegerin Hanna Mittelstädt (s.Foto ganz oben) einen zentralen Auftritt in meinem Hörfunk-Feature “Geschmack radikaler Lust”. Die Edition Nautilus ist ein hochqualifiziertes Zentrum für quergedachte Literatur, auch und immer noch für situationistische Autoren, also für die spektakulären Schriften von Guy Debord, Raoul Vaneigem und anderen, deren Bücher wir in den 1970ern teilweise als „Raubdrucke“ mit improvisierten Übersetzungen lasen. Damals, als Hanna Mittelstädt und ihr Freund Attila, der 2013 verdammt früh verstorbene Lutz Schulenburg, noch mit dem französischen Kommunarden Pierre Gallissaires in anarchistischen Kreisen unterwegs waren. Und einen kleinen Verlag für „Materialien , Analysen, Dokumente“, kurz: MaD genannt, betrieben. Höchst verdienstvoll seinerzeit: Die Herausgabe der Zeitschrift „Revolte“. Organ der Subrealisten.
Das Hörstück über Guy Debord und seine Situationisten hat heute um 22.03 Uhr im SWR2 Premiere. Regie: Ulrich Lampen (s.Foto). Ein Meister des künstlerischen Tons. Eher mehr als das.