Aus der Reihe „Richtungsweisende Zitate“:
„Das Paris der frühen 1950er-Jahre ist heute gar nicht mehr vorstellbar: Guy Debord sagte ja irgendwann mal, das war das Paris, in dem man lieber arm lebte als woanders reich. Die Bohème, diese ganzen Leute aus Film, Philosophie, Politik, Kunst, massenweise Künstler aus ganz Europa, Musiker, Schauspieler und was weiß ich, das waren alles Leute, die einfach nur wußten, dass sie in Paris billig leben können, in einer schönen Stadt und, wenn nötig, auch unter den Brücken hausen konnten. Die sind alle da hin, weil Paris extrem billig war. Ich habe den Künstler Raymond Hains getroffen, der auch Guy Debord kannte, der sagte, man wohnte in einem „Chambre de bonne“ für schlappe 50 Mark. Diese Avantgarde sah zerlumpt aus, hatte aber eine gewisse Würde und auch den Stolz, keine ordentlichen Klamotten zu besitzen. Und der Wein war billig. Die gesamte Avantgarde, also die Moderne, von den Malern bis zu den Filmemachern, von den Fotografen bis zu irgendwelchen Rumtreibern, die alle haben ein unglaublich engagiertes Bewußtsein von dem gehabt, was Kunst sein muss, was man daraus macht, und wie man sich selbst dabei positioniert.“ (Roberto Ohrt)