Märchen erzählen. Von dem Bürgermeister, der sogar ein Oberbürgermeister war. Der traf eines Tages auf dem Biberacher Marktplatz (s.o.) einen frisch gepuderten Frühstücksmoderator vom Ulmer Dudelfunk, der ihm zuraunte: „Was Du kannst, kann ich auch!“ Das aber wurmte den Oberbürgermeister, der im Grunde seines Herzens ein veritabler DJ war, und er antwortete: „So laß uns doch den Job tauschen. Nur für einen Tag. Und wenn Du Deine Arbeit gut machst, dann sollst Du die ganze Stadt bekommen, mit all ihren Bibern und die Schwedenprinzessin noch dazu!“ Der Dudelfunker strich sich kurz den Bart, band eine bunte Krawatte um und rief: „Potztausend, da schlag ich ein!“ Die beiden gaben sich fünf bis sechs, zogen kichernd von dannen und die Schwabenzeitungen sangen fortan das Hohelied für die frisch geölte PR-Maschine. Die kam nicht einmal ins Stottern und am Morgen des 2. Juli(!) war es endlich soweit: DJ und Ober tauschten ihre Rollen. Der Bürgermeister legte neue Kleider an, wie schon andere Kaiser vor ihm, und dudelte für seine Gemeinde, daß es eine wahre Freude war. Der Moderator aber frühstückte im Rathaus, verlor ein paar Worte an die Hofschranzen und verteilte vor dem alten Spital jede Menge Schokolade an die hungernden Kinder der Stadt. Das aber reichte für einen Wechsel der Regentschaft, das Volk war glücklich und beide mit ihrem neuen Job sehr zufrieden. Nur die Prinzessin bleibt seit Tagen auf wundersame Weise verschwunden. Sie hat sich wohl ein anderes Märchen gesucht, in dem alles gut ausgeht und Lieder vom Ende des Kapitalismus gesungen werden. Den Peter Licht wird’s freuen.
Ihr Märchen klingt wie ein Drama. Der Bürgermeister ist eigentlich ein monarchischer (Ex-)Patriarch mit einer leibeigenen „Schwedenprinzessin“, die zum Schluss die Flucht ergreift und in Realitätsferne zieht. Der Journalist wechselt zur Exekutive und die Presse druckt PR. Haben Märchen sonst nicht ein Happy End?