vonDetlef Berentzen 28.11.2014

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Zweifellos ist der Rechtsextremismus ein Problem im Zentrum der Gesellschaft, und nicht eines am so gern behaupteten Rand. Dort, wo der Rand sein soll, wird lediglich ausagiert, was in der Gesellschaft gedacht, doch selten öffentlich laut gesagt wird. – Wenn der Schlips vor Scheinwerfern „Ausländerbegrenzung“ fordert, löst der Stiefel sie in der Dunkelheit ein. Daß aus Worten Taten geworden sind, will der Schlips danach nicht mit sich selbst in Zusammenhang gebracht wissen; und doch ist der schnelle Stiefel dem Schlips Anlaß, seine Forderung nach „Ausländerbegrenzung“ – nun mit dem Hinweis auf zunehmende Gewalt – zu wiederholen; was für den Stiefel wiederum Ansporn ist…woraufhin… – So arbeiten konservative Politiker und gewalttätige Rechtsextremisten sowie ihre Helfer, mit und ohne Wissen, Hand in Hand.

(Bodo Morshäuser, „Hauptsache Deutsch“, Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1992)

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kommentare

  • Ich bin einer von den Schlipsträgern. Ich trage zwar Rucksack und habe nur einen Anzug im Schrank hängen, und doch fühle ich mich von dem Textauszug unangenehm angesprochen in einer in mir seit langem vor sich hin brütenden Diskussion. Mehrfach lag ich in meinem Leben im Bett oder las in einem Buch, dachte über frühere Zeiten nach und dann so:
    Ich hätte nie zu den Straßenzügen von Linken und Rechten zählen wollen, die zur Kaiserzeit und während der Weimarer Republik in den Straßen gegeneinander aufmarschierten, wie bei einigen, ausufernden Demonstrationen zur heutigen Zeit von Neonazis und Gegendemonstranten. Das Extreme lehne ich ab und doch dachte ich beim Nachdenken dann immer so: Nützlich, dass es irgendjemand machte und macht, den rohen Straßenjob, den Rechtsextremen eigenfüßig den Platz streitig zu machen. Gemütlichkeit kostet mehr, als ich mir vielleicht eingestehen möchte.

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