Einzig die Lebendigkeit, die Vielfältigkeit der Gegenwart interessieren mich. Trotz aller Verbote will ich mich mit dem Heute umgeben wie mit einem starken Licht; ich möchte die andere Zeit und den Raum der anderen auf die Unmitelbarkeit der täglichen Erfahrung zurückführen. Wir müssen lernen, die Zeit zu verlangsamen, die fortwährende Leidenschaft der unmittelbaren Erfahrung zu erleben. Im Raum schöpferischen Handelns weitet sich die Zeit. Im Unechten beschleunigt sie sich. (Raoul Vaneigem: „Handbuch der Lebenskunst für die jungen Generationen“)
Wie müssen künstlerische Interventionen im politischen Raum heute aussehen? Was kennzeichnet diesen Raum überhaupt? Um zeitgemäße Formen des künstlerischen Aktivismus, um ein adäquates Erbe der Situationisten und der Spaßguerilla geht es den Herausgebern Andrew Boyd und Dave Oswald Mitchell in ihrem Ratgeber „Beautiful Trouble“. (taz.de)
Um die Menschen wieder „wach“ zu machen, hat das „Zentrum für Politische Schönheit“ seine Vision eines besseren Kampfes für die Menschenrechte in einem Begriff geprägt, den es seit vergangenem Jahr aktionskünstlerisch umsetzt: aggressiver Humanismus. (Humanistischer Pressedienst)
Vielen Dank für den so treffenden, wunderbaren und bitterbösen Kommentar von Matthias Heine zur unsinnigen Aktion mit den Mauerkreuzen, die an die Grenze Bulgariens gebracht wurden. Es ist so erfrischend, wenn man klare Worte in der Zeitung findet, die nicht einem pseudointellektuellen Manierismus geopfert werden. Vielleicht sollte der Regisseur Philipp Ruch das darstellende Genre wechseln und mit einem Trickfilm beginnen – unter dem Motto „Hurra wir verblöden, für uns bezahlt der Staat“. (Die Welt, Leserinnenbrief)
Die Idee von Aktionskünstler Philipp Ruch und seinem «Zentrum für politische Schönheit» war von Anfang an im wahrsten Sinn grenz-wertig. Mauerkreuze zu stehlen, die an konkrete Tote mit Namen und Todesdatum erinnern, ist etwas anderes, als reichlich abstrakt über «zukünftige Mauertote» zu spekulieren. Man würde wohl auch kaum in Berlin oder anderswo Stolpersteine mit den Namen ermordeter Juden ausbuddeln, um in einer Kunstaktion gegen Rassismus zu protestieren. (kultiversum.de)
Das eigentliche Stück, die Eröffnungsperformance des „Voicing Resistance“-Festivals im Maxim-Gorki-Theater, führte die Künstler des Zentrums für politische Schönheit per Flugzeug und hundert Statisten per Bus an die bulgarisch-türkische Grenze, endete dort 300 Meter vor dem mit Nato-Draht bewehrten Grenzzaun, der eigentlich in einem großen Finale mit Bolzenschneidern durchtrennt werden sollte, was von zwei Dutzend Polizisten in Kampfmontur verhindert wurde…Was Kunst ist und was nicht, wo ihre Freiheit anfängt und endet, das ist Sache der Sicherheitsbehörden. Berlins Innensenator Frank Henkel, der in diesem Zusammenhang versprach, die Rolle des Gorkis in diesem Stück aufzuklären, ist dort bisher aber nicht wieder aufgetreten. Applaus. (Berliner Zeitung)
Schließlich bleibt mir nur, dem DDR-Flüchtling Ruch, der Intendantin des Maxim-Gorki-Theaters und Unterstützerin der Aktion Shermin Langhoff und dem Zentrum für politische Schönheit zu dieser grandiosen Aktion zu gratulieren, denn Ge-denken kommt von denken. (Freitag)
Die subversivste Institution, die wir vielleicht in diesem Land noch haben, ist der Deutschlandfunk. Die liefern in ihren hellen Momenten oftmals eine Aktionskunst, da kommen wir schwer ran. Also das können die medial einfach besser. Ein Beispiel: Vor ein oder zwei Jahren waren die Flughäfen vereist, die Flugzeuge konnten in ganz Deutschland nicht starten und landen. Die Fernsehsender zeigen die Bilder von am Boden gebliebenen, von gegroundeten Flugzeugen. Und der Deutschlandfunk, was macht der Deutschlandfunk? Der ruft in Toronto am Flughafen an, läßt sich den Chef geben, fragt, wie er das hinbekommt, dass in Toronto, wo doch dort viel schlimmere Bedingungen herrschen, das ganze Jahr Flugzeuge starten und landen können. Diese Art der Entlarvung von Dilettantismus, von Amateuren, das ist genau das, was uns vorschwebt. Wir werden von einem Haufen Dilettanten regiert. Leider haben das Teile der Bevölkerung noch gar nicht realisiert. (Philipp Ruch)