vonDetlef Berentzen 18.03.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Die Verlage haben in den Zwischengeschossen irgendwelche Nebenzimmer, dort steht ein Bett, in dem einer oder mehrere Schriftsteller im Verborgenen leben. Die Verlage sind daran interessiert, sich die Schriftsteller anzueignen und gefügig zu machen. Um einen Schriftsteller soweit zu bringen, rühmen sie ihn zuerst und drücken ihn dann hinunter, bis er Lust bekommt, ins Kloster zu gehen oder Lust auf ein bißchen Krankenhaus. Da wendet er sich dann an seinen Verlag und lässt sich ins Zwischengeschoss einliefern.

Ein Verlag kann etliche solche Schriftsteller aushalten, denn ein depressiver Schriftsteller kommt nicht teuer; er bleibt im Dunkeln und macht nur selten das Lämpchen an, er wäscht sich sparsam, ißt wenig, auch Essensreste und trägt abgelegte Kleider. Die Verlage sind daran interessiert, daß die Schriftsteller ihre Depressionen behalten, denn ein euphorischer Schriftsteller lässt sich nicht lenken. Und außerdem verschwindet er in anderen Verlagshäusern, wo er fremdgeht, Auftritte verspricht und gratis telefoniert… (aus: Ermanno Cavazzoni, „Die nutzlosen Schriftsteller“, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin)

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