Es stürmt ein wenig. Weiße Plastiktüten hängen in den kahlen Bäumen. Ein Spatz landet auf unserem Balkon, ich kenne ihn. Der Typ heißt Manfred und zupft vertrocknete Halme aus dem Blumenkasten. Im Radio wird Uwe Timm gerade 75 Jahre alt und erzählt von Montaignes Turm, in dem er immer so gerne schreibt. Manfred hat derweil den Schnabel voll und flattert aus dem Blickfeld.
Von der Hauswand gegenüber bröckelt immer noch der Putz. Eine Frau in speckiger Lederjacke weht vorbei. Der Rentner mit seinen blauäugigen Huskies ist immer noch nicht zu sehen. Uwe Timm spricht im Radio über seine Wut. Die hat er immer noch, sagt er: Man muss sich die Welt doch nur mal anschauen! Neben dem Halteverbotschild steht ein roter Motorroller.
Wieder eine Frau, diesmal Richtung Westen, mit Hund, Leine und hellgrauer Zipfelmütze. Hinter ihr ein Weißhaariger mit schwarzem Rucksack. Uwe Timm erzählt inzwischen von seinem Besuch in einem UN-Flüchtlingslager und von der Erfindung der Currywurst.
Dann läutet Kennedy die Freiheitsglocke. Unten trägt eine Frau ihr Kind aus dem Blickfeld. Der Wind zaust beide mächtig. Uwe Timm sagt dem Moderator, er habe gern mit ihm geplaudert – 75 Jahre also. Wir haben das Gespräch vor der Sendung aufgezeichnet.
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