„Kultur musste sein. Irgendwie und irgendwas. Weil am Abend, wenn alles getan war, wollten sich selbst die Hausbesetzer amüsieren, weil Hausbesetzen allein und auf die Dauer nicht abendfüllend war. Die einen wollten schlicht saufen nach dem Raufen, andere ins Kino, Musik hören oder im Theater einen schönen Abend haben. Und weil es, kulturell gesehen, langweilig ist, immer nur in den eigenen Spiegel zu schauen, und weil auch die politisch interessierte Bevölkerung immer schon mal klammheimlich in die Waldbühne gehen wollte oder ins Metropol und – wenn die Eltern auf Besuch sind – auch ins Staatstheater, gehörte die bewußtseinserweiternde Droge der Berliner Kulturlandschaft in allen Schattierungen dazu – ohne Berührungsängste, ohne Schwellenangst, ohne Vorurteil, ohne Kulturbolschewismus und ohne die Scheu, der bürgerlichen Hochkultur über die Schulter auf die Finger zu sehen.
Ob wir lesenswert sind? Aus Untersuchungen über das Leseverhalten des Zeitungspublikums lernt jeder Publizistikstudent, daß das Feuilleton einer Zeitung froh sein kann, wenn 20% der Leserschaft auch den Kulturteil lesen. Aus unserer eigenen Leseranalyse geht hervor, daß zwei Drittel der Berliner Leser und Leserinnen so gut wie regelmäßig das lesen, was wir in der lokalen Kulturredaktion für sie vorgeschmeckt haben. Das freut die Redaktion,…besonders dann, wenn sie von ausschließlich politisch motivierten Blattmachern umgeben ist, die daran herumnölen, daß wir durch unsere Arbeit immer noch nicht den Kultursenator gestürzt haben.“
(taz-Mitbegründer Qpferdach im Jahre 1988 über die Kultur des Blattmachens in der frühen Berliner Lokalredaktion. Erschienen in: „die taz – Das Buch“, Hg.: Bröckers, Berentzen, Brugger, Verlag 2001)
Qpferdach starb auf Mallorca. Während einer Radtour. Er wurde 66 Jahre alt.
Soll bleiben.