Das Feigenblatt, die kritische Betrachtung der Welt ist, nun ja, irgendwie gut….Aber das zählt nicht. Und das wissen alle, die in einer Anstalt arbeiten. Mittlerweile ist es, wie in so einem Luxus-Internat mit einheitlicher Schulkleidung: …Individualität wird erst erwünscht, wenn sie auf Pro 7 oder RTL oder sonstwo Erfolg hat. (NvK)
Nikolai von Koslowski ! Sie kennen ihn! Und du auch! Dieser Featuremann hat Stil, wohnt bei mir in Berlin um die Ecke, und ich kann mich gar nicht so recht erinnern, daß er und sein dunkles Jackett mal nicht in aufrechter Haltung unterwegs waren. Das gilt auch für seinen Weg durch die Anstalten, die öffentlichen, die rechtlichen und gerade für die ARD, denn dort macht Nikolai immer wieder Radio vom Feinsten. Für die, die noch hören wollen. Und können. Und nun hat ihn Wolfram Wessels zu zwei, drei Radioblogs überredet – Wessels kriegt sie alle für seinen mittlerweile irgendwie bewährten DokuBlog und sein monatliches Medienmagazin „Mehrspur“ (SWR2).
Voilà, Nikolai, ich verstehe das verdammt gut, wenn man zum Blogger auf Zeit gemacht wird, sein Thema sucht, beim Schreiben endlich aus der Hüfte kommt und dann: aber richtig! Und warum die Anstalten schonen, diese, wie sagst du es so treffend, diese „Luxusinternate mit einheitlicher Schulkleidung“?! Was lange währt, wird endlich Wut. Und Kritik wird erst in angemessener Übertreibung deutlich, denn es stimmt ja: Zu lange sind die Anstalten dem Immergleichen nachgelaufen, haben formatiert, deformiert und oft genug ihren Eigensinn verloren.Kein Wunder, daß einer wie Nikolai von Koslowski nun mal wieder deutlich wird und ihm auch die handelsüblichen Petitionen im Internet nicht mehr reichen.
Ich wünsche mir gute Autoren, die mutig sind, da hingehen wo es nicht so schön ist, ich will Redakteure haben, mit Rückgrat und die solidarisch mit ihren Autoren sind, ich möchte Nachwuchsautoren, -regisseure haben, die man mal läßt. Nicht das Zeugnis zählt, sondern die Phantasie! Und dann, erst dann hören wir auch wieder, was wir hören wollen, aber nicht erwartet haben.
Dieser mehr als berechtigte Wunsch des Featureexperten von Koslowski ist zwar in Wessels‘ aktuellem „Mehrspur“-Magazin nicht komplett, sondern nur schwer gekürzt zu hören (dem W. lief wohl die begrenzte Zeit in kurzen Hosen davon!?), dafür aber im RadioBLOG in Gänze nachzulesen (Link siehe unten). Es ist ja genau dies: Du, ich, wir sind schon Jahrzehnte im Job und wissen noch, daß in diesem wunderbaren, heiß geliebten Medium Radio einst überall geatmet wurde, daß es Raum, Personal und Budgets gab, auch für Experimente. Auch Zeit zum Nachdenken.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, niemand will retour in irgendwelche „guten“ und „alten“ Zeiten. Zumindest ich nicht. Und es geht mir auch nicht um einen elitären Funk. Doch ich behaupte, daß die Hörer mehr verdient haben als die schärfsten Hits der vergangenen Jahrhunderte. Dudelfunk – welch ein Irrtum, an den sich so viele gewöhnt haben! Es braucht neue lebendige, livehaftige Strukturen, neue Haltungen, neue Ideen und ein Ende des Jammerns. Erst dann reden wir über Geld. Also, to whom it may concern: Nehmt die HörerInnen ernst, nehmt uns ernst, auch den Nikolai und dann wird der große verwaltete Trend des Radios ein Lachen sein und nicht länger eine Beleidigung unser aller Intelligenz. It’s the end of the Radio as we know it. So just feel fine!
Der Controller ist kalt, oder positiv formuliert, nüchtern. Ab irgendeiner Sparrunde fragt man sich allerdings, wissen die wirklich, worum es geht? Das darf man ja eigentlich nicht fragen. Weil eigentlich darf man gar nicht mehr so viel fragen. Demokratie..ja…gut…intern….aber…nicht …öffentlich…und nicht...
Fast versagt die Tastatur des Bloggers und dann begehrt er doch nochmal auf. Und hat recht, es ist immer schwierig: Nur nicht das eigene Nest in der Anstalt… und die Konsequenzen…und viele sind doch so nachtragend… und der Narzissmus mancher Herrschaften ist ja so arg fragil, Sie wissen schon! Doch diese Welt, auch die der Videos und gekillten Radiostars hat den Widerspruch verdient. Erst der Widerspruch bringt Bewegung und Atem für die Strecke , die vor uns liegt. Auf mehreren Spuren. Und immer wieder dabei Wessels, sein Magazin und seine RadiobloggerInnen. Das animiert und soll bleiben, meine Damen und Herren! Wobei längst noch nicht alles gesagt ist: Im aktuellen Mehrspurmagazin ist natürlich nicht nur der Herr von Koslowski zu hören, im Gegenteil, da geht’s auch um den „World Listening Day“, eine neue Featurezeitschrift namens „Radio Doc Review“, das Meer, das Mehr und sein Rauschen, aber auch um jene Nachrichten, die Christiane Renye aus den Papierkörben der SWR-Redaktionen gefischt hat:
Thessaloniki: Der australische Finanzmann James Koufos hat eine Hilfsaktion für einen verarmten griechischen Rentner gestartet. Der griechisch-stämmige Koufos hatte in Online-Netzwerken das Foto des weinenden Mannes vor einer Bank in Thessaloniki entdeckt – und ihn erkannt. Der Rentner war ein Freund seines Vaters gewesen. James Koufos organisierte eine finanzielle Soforthilfe und richtete auf Facebook einen Hilfsfonds ein, in dem Geld für den Rentner und andere hilfsbedürftige Griechen gesammelt wird.
Just listen!