vonDetlef Berentzen 04.09.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Eau de strache: Die Seite, die Hasspostings von FPÖ-Politikern sammelte, musste nach Druck von rechts vom Netz genommen werden. Sie soll aber bald wieder online gehen. (futurezone.at)

Lieber Michael,

neulich habe ich von einer Website gelesen, die den nazistischen Wahn Eurer Rechten im Rahmen eines Kunstprojekts aktuell dokumentiert und collagiert. Weißt Du mehr?

liebe Grüße
d.
Lieber Detlef,

ihr habt in Deutschland die Sachsen und die Pegida. All das brauchen wir hier nicht. Wir haben die FPÖ, die bildet beispielsweise im Burgenland mit der SPÖ die Landesregierung. Und wir haben Volkes Stimme. Neuerdings wird das, was ein nicht geringer Teil des  österreichischen Volks so denkt, tatsächlich auf einer Website gesammelt: inzwischen von Michel Reimon, einem Europaabgeordneten der Grünen, denn die ursprünglichen Betreiber der Website wurden massiv bedroht! Hier der Link:

https://www.eaudestrache.at/migration

Die auf dieser Seite gesammelten “Meinungsäußerungen” sind leider sehr ernst zu nehmen. In Österreich gab es hunderttausende willige Helfer und Unterstützer des NS-Regimes. Intellektuelle, Linke und Angehörige der jüdischen Minderheit wurden vertrieben oder umgebracht. Nach dem Krieg wurde alles unternommen, um Rückkehrwilligen das Leben so schwer wie nur möglich zu machen. Geblieben sind damit diejenigen, die von der NS-Herrschaft profitiert haben oder ohnehin mit ihr einverstanden waren. („Nur den Krieg hätt er halt ned anfangen müssen, der Hitler.“) Ihr Denken und ihre Einstellungen haben sie an ihre Nachkommen weitergegeben. Es hat hierzulande nie eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der braunen Vergangenheit gegeben. Die Waldheim-Affäre war nur eine Randepisode und hat nichts am Geschichtsbewusstsein Österreichs geändert. Somit spiegeln die Äußerungen, die Du auf der Website findest, das Klima in diesem Land ganz gut wider, …nur nicht die latent vorhandene Larmoyanz und Wehleidigkeit: Beim Selbstmitleid kann uns keiner was vormachen. Die Opfer sind immer wir.

Manchmal ist das Leben in Wien eine immense Herausforderung.

Auf bald
M

 

Stummer Schrei. Nach Liebe.

 

 

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