Manchmal passt es einfach. Gestern noch in den Korrespondenzen mit Thomas Bernhard auf dem Wiener „Heldenplatz“ unterwegs, um Worte für das Grauen im zunehmend rassistischen Österreich zu finden, schalte ich heute in Berlin das Radio ein, stöhne unter dem immergleichen und perfiden Terror der Nachrichten, dann das verdammt gute Wetter und danach Peymann. Sie wissen schon: Claus Peymann, der bereits im Burgtheater mit Thomas Bernhard tanzte, sich von den Wienern, der Kronenzeitung und Sigrid Löffler beschimpfen ließ und inzwischen zum führenden enfant terrible (Jahrgang 1937) am Berliner Ensemble geworden ist.
Es hat Spaß gemacht, einen Peymann im Gespräch zu hören, der sich nicht für seine ständigen Provokationen entschuldigen will. Ja doch, ein Narzisst ist er und kein Goldmund, macht aber nix, leuchtende Typen wie er werden gebraucht und sind doch Mangelware: „Sollen uns die Jungen doch verjagen! Kommt aber keiner!“ Also dem selbsternannten „Reißzahn im Arsch der Mächtigen“ einfach mal zuhören!
Für’s nächste Jahr empfehle ich übrigens einen Trip nach Wien. Dort inszeniert Peymann seinen Handke („Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße“). Am Burgtheater. Mehr geht nicht!
podcast (Deutschlandradio Kultur)