vonDetlef Berentzen 30.11.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Arthur Cravan (1887-1918) fue un exceso. Un imposible. Un cráter imparable de golpes y versos. Un nómada inasible. Un histriónico voraz, inabarcable, misterioso. Un gigante que fascinaba y escandalizaba al mismo tiempo. (La Opinión de Málaga)

La galleria Rosso20sette Arte Contemporanea presenta, dal 18 Aprile al 12 Maggio , la personale di Mauro Cicarè “Io sono Arthur Cravan” ,in occasione della mostra sarà presentato il libro con i 69 disegni realizzati da Mauro Cicarè che attraverso i testi di Gabriele Tinti ripercorrono l’avventurosa vita del leggendario poeta-pugile Arthur Cravan . (Seconds Out)

La légende du poète-boxeur prend une nouvelle dimension: non seulement il est champion de France amateur, mais aussi le seul poète à combattre un champion du monde, le plus grand de tous les temps. S’il ne marque pas les annales de la boxe, Arthur Cravan s’inscrit définitivement dans celles de l’art moderne. Devenu un véritable mythe, pour les dadaïstes jusqu’aux artistes contemporains, ce combat de Very Boxe est en quelque sorte le premier «happening», la première «performance» de l’histoire de l’art. (Le Figaro)

 

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„Ein Boxer und Gelegenheitsliterat, der Cousin Oscar Wildes, gab offen zu, dass er lieber die Kiefer der Yankees in einem noblen sportlichen Kampf zerschmettern wollte, als sich die Rippen von einem Deutschen kaputtschlagen zu lassen.“ (Leo Trotzki)

Für die Ausstellung in Paris hat seine Kuratorin Werke von Arthur Cravan aufgetan, „eine ganz spannende Person“, wie Chouakri sagt. Cravan, der eigentlich Fabian Lloyd hieß, war der Neffe von Oscar Wilde und näherte sich als Dandy auch dessen Lebensstil an. Er war Maler, Dichter, Anarchist und Amateurboxer. Also zeigt Chouakri in Paris nicht nur Gemälde, sondern auch Dokumente und Boxhandschuhe. Die meisten Stücke sind unverkäuflich, erwerben kann man nur die weiße Kunstfelltapete, mit der die Kuratorin die Wände beklebt hat, und die Boxhandschuhe – für jeweils rund 25.000 Euro. (Berliner Zeitung)

Des Weiteren behauptete Cravan fast gebetsmühlenartig, er sei ganz dicke mit Oscar Wilde, der Weltliterat sei nämlich sein angeheirateter Onkel. Obwohl «Maintenant» 1915 nach nur fünf Ausgaben eingestellt wurde, sorgte die schrille Postille für derart viel Furor, dass Cravan als hassgeliebtes Enfant terrible der zeitgeistigen Kunstszene galt – wodurch er zum erklärten Darling der Dada-Vordenker Marcel Duchamp und André Breton wurde. (Tagesanzeiger Zürich)

Er beherrschte die Kunst der Selbstinszenierung wie kaum ein anderer, bespielte zwischen 1909 und 1915 Pariser Kabarettbühnen, bestritt Boxkämpfe, dichtete, sang und beschimpfte sein Publikum, legte sich mit Malern und Intellektuellen an, kurzum, er war Dada, bevor es Dada überhaupt gab. (Deutschlandradio Kultur)

 

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Sie sind alle hinter ihm her. Immer noch. Folgen des Mysteriums, in dem man einfach mal so verschwindet und keinerlei Nachricht hinterlässt. Vielleicht ist Cravan ja 1918 ff tatsächlich viel zu jung in irgendeinem Pazifik abgesoffen, kann sein, er hat seinen letzten Kampf nur inszeniert und versteckt sich seit Jahren in der Edition Nautilius, macht der Hanna den Hinterhof, wäscht sich täglich mit Lilienmilchseife und ist doch kein Dadaist.

Da, genau da, schau nur hin, da schreiben sie alle von einander ab, weil sie ein Etikett brauchen, behaupten, daß Cravan Dada war bevor überhaupt Dada und Zürich und hat doch nur das Maul aufgerissen, war ein wunderbar chaotischer Freak, hat alle provoziert, hat sich groß, nie klein gemacht, mächtig hoch gestapelt, viel angefangen und und nichts zu Ende, aber Zeilen hinterlassen wie: „Und unter meinem Hummerschädel bewege ich meine Weltmeisteraugäpfel“ oder „Idioten sehen das Schöne nur in schönen Dingen“. Wohl deshalb sind es gerade Belgier, die ihre Band nach ihm benannt haben. Und Maler, die ihm nachlaufen bis bei den Kuratorinnen der Preis stimmt – das Auge Che Guevaras in Aspik, die Boxhandschuhe Cravans in schweißgetränkter Marinade. Das würde ihn freuen.

Artür Cravan ist eine sprachliche Wundertüte. Greif dir einen Satz, eine Zeile, eine seiner Zeitschriften, seine Brieftexte oder seinen linken Haken, du bleibst dabei und weißt, so einen gab es, so einen müsste es geben und gut, daß die Nautilus ihn jetzt als „König der verkrachten Existenzen“ an Bord genommen hat. In Wahrheit aber hat König Arthur schon länger unter Deck gewartet. Da gab es nämlich vor Jahren schon mal ein Nautilus-Paperback („Maintenant“) mit Cravan-Texten, eines, das einfach sein musste, nun aber kommt der alte Dandy schwer aufgehübscht und kostbar daher, so voll wie ständig und man wortet ihm ausführlich nach. Nicht das Schlechteste.

Noch besser, daß die ganze Nautilus samt Besatzung am Mittwoch (übermorgen) im Spreehafen andockt und danach Cravan auf des Volkes Lesebühne präsentiert: „Ich bin der Tapferste unter den Tapferen“, wird Arthur wieder gröhlen, wenn erstmal der Film vorbei ist, der ihn im Ring gegen Johnson zeigt (s. Foto) – fast zwei Meter hoch dieser Cravan, kein Hemingway und doch immer groß im Abgang. Danach Lesung (Jörg Pohl), Musik (HF Cotello) und vielleicht wieder keine Häppchen. Go for it.

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