vonDetlef Berentzen 21.12.2015

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Meistens trägt er einen Hut über den alten Locken, sitzt vor einem seiner Trollinger und bezeichnet sich als Kenner. Freunde dürfen ihn Nikodemus nennen. Man grüßt ihn droben auf der Alb, zieht die Mütze vor dem alten Flüchtlingskind, das nach einer frühen Winterreise im Südwesten strandete und Lehrer wurde. Und dann war doch alles nur Windhösel und ein Theater namens Lindenhof. Und die Sterne. Anfang der 1980er war das. Dazu Melchingen. Und der Hurm, klar doch: Nicht ohne meinen Bernhard! Und nicht ohne all die anderen. Die Jungen und die Alten.

Ein wilder Verein, treibt heute noch sein Theater wie Sex an ungewöhnlichen Orten, immer den Hölderlin im Gepäck. Auch den Schubert. Auch den Brecht. Auch den Schiller. Auch den Mörike. Auch den Härtling. Auch den Thaddäus Troll – nie ohne Sofa und dabei Streit genug. Hitzköpfe! Und gut so. Zellmer war ihnen Fürst und Präsident. Man konnte ihm huldigen. Wenn er nicht gerade in Frankreich residierte und als Molière verkleidet am Fuße des Mont Ventoux kalte Bäder nahm.

 

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Hockt also noch immer in seiner Dichterstube über dem Theater Lindenhof, mit Blick auf den gekreuzigten Kornbühl, trinkt auf der Terrasse starken Kaffee, lobt das Blau vom Himmel, derweil herrscht drinnen in der Stube das ganz gewöhnliche Chaos inszeniert mit Manuskripten, Büchern und Kritiken, hohe Stapel, die er ohne Sauerstoffmaske kaum noch erklimmen kann, nur die Bühne, die gibt unserem alten Feuerkopf Atem, immer und noch. Und er bleibt. Egal, was ihm zusetzt. Dafür lieben wir ihn. Heute an seinem Geburtstag. Hat viel gegeben. Und viel genommen. Weiter so. Heiter wird dann das Alter. Auguri!

Berentzen meets Zellmer (podcast)

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