vonDetlef Berentzen 04.03.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Unterwegs am Abend. Das Kopfsteinpflaster glänzt. Auf dem Gehweg das, was der Hund nicht mehr braucht – ebenfalls glänzend. Dann düsterer Asphalt, eine Kreuzung, dichter Verkehr, eine Ampel, grün irgendwie, ich darf jetzt. Von der Seite naht eine Frau samt Mütze auf dem Fahrrad, für sie alles rot, aber die Mütze fährt weiter, mich fast um, starrt dabei geradeaus: “ Alles gefährlich. Keiner passt auf!“, ruft sie. Mehrmals ruft sie das. Und fährt weiter, mitten hinein in den Verkehr. Jemand bremst. Sie steigt ab und schiebt ihr Ding. Dann lacht sie.

Minuten später. Noch ’ne Kreuzung. Hier keine Ampel, nichts grünt, Verkehr fließt, also warten. Man will ja rüber, nicht in den Osten, aber auf die andere Straßenseite. Warten. Der Rentner gegenüber schafft’s nicht mehr. Steigt hinein in den Fluß, läuft auf die Straße, schreit wütend: „Haltet gefälligst an, ihr Schweine!“ Der Mann trägt einen knallroten Kopf, einen hellblauen Trainingsanzug und zieht einen schwarze Einkaufskarre hinter sich her. Und schreit weiter. Doch die schwarze Limousine, die jetzt kommt, hält einfach nicht. Der Alte bleibt stehen: „Scheiss-Mercedes!“, gröhlt er angewidert. Dann zieht er schimpfend weiter. Jemand hat sich gebremst.

Immer noch Schöneberg. Jetzt Hauptstraße. Nasser Asphalt.  Viel Verkehr. Ne Menge Ampeln. Und ein vermüllter Grünstreifen. Ein einziger. Darauf die ersten gelben Krokusse. Es wird Frühling.

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