vonDetlef Berentzen 16.03.2016

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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„Das gärte schon lange. Das hat gewartet. Kaum jemand hat es ernst genommen. Da gab es die Warner, die Experten: Von ganzen Stadtteilen haben die geredet, vor vielen Jahren schon, von ganzen Regionen, wo der kleine Mann und  die kleine Frau glaubten, keine Wahl mehr zu haben. Und manche ins ganz Andere ausstiegen. Da gab es „befreite Zonen“, Nazibands, Nazierziehung, völkische Brandstiftung, Sieg im Volkstanz und Morde im Untergrund. Wer dagegen merkte, wehrte sich täglich, solange ihm noch Atem blieb. Doch die Erwählten haben nur gelacht und nahmen all das nicht ernst. Versagten. Wollten nicht merken. Und wussten doch, dass auf den Inseln des weißen Mannes das Schweigen kein Schweigen ist, sondern Wut und Hass, die nur auf Struktur, Repräsentanz und Erlösung warten und fröhlich alles Fremde verbrennen, um zu eigener Größe zu kommen. Als fast schon alles brannte, gab es Stacheldraht und Wahlen und alle klagten und waren schwer betroffen…… „.
Brian, der alte Parteienforscher liest noch einmal laut, was er eben geschrieben hat und weiß nicht so recht weiter. „Irgendwas mit Zukunft müsste jetzt kommen, irgend ein beschissenes Happy End!,“ stöhnt er. Frau K. grinst zynisch, schüttelt den Kopf: „Zukunft? Happy End? Fahr nach Hollywood, du Spinner!“ „Exil ist auch keine Lösung“, lacht Brian, schweigt einen Moment und fügt spitz hinzu:“…jedenfalls jetzt noch nicht!“ Frau K. steht vom Sofa auf, setzt sich kurz und entschlossen an das rote Klavier und spielt diese kleine Ermutigung: „Nur nicht verhärten!“, summt sie und schaut lächelnd zu Brian hinüber. Doch der schreibt schon wieder.

Foto: „Melchinger Winterreise“ (Theater Lindenhof)

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