Lieber Detlef,
nach vier Wochen in Spanien mit einer Ausstellung in Sevilla, einem Photoprojekt in Belchite und jeder Menge Impressionen aus Madrid, dem Baskenland, Aragón und Valencia….komme ich zurück nach Österreich und stelle überrascht fest, dass hier indessen die Vergangenheit wiederauferstanden ist. Es gibt Grenzkontrollen bei der Einreise nach Österreich wie in den 1980er Jahren. Dieses Mal wollte der gestrenge Grenzbüttel Gottseidank nur wissen, ob ich ich bin und nicht gleich das Auto auseinandernehmen. Doch das ist eh die harmlose Form der Vergangenheitsheimsuchung. Von der weniger netten lese ich in der Zeitung und auf ORF Online: Der Blockwart kehrt zurück!
Nur heißt er jetzt nicht mehr Blockwart sondern „Sicherheitsbürger“ – ist aber wohl dasselbe. So schreibt die „Wiener Zeitung“ – immerhin die offizielle Zeitung der Republik Österreich – dazu folgende Erklärung: „Auf Bezirksebene sollen ‚Community-Polizisten‘ sowie ‚Community-Referenten‘ für besorgte Bürger als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Kern des Projekts ist aber die Möglichkeit für Einzelpersonen, sich als ‚Sicherheitsbürger‘ freiwillig für eine Zusammenarbeit mit der Exekutive zu melden, indem sie etwa Informationen weiterleiten.“
Informationen weiterleiten!? Soso. „Vernadern“ oder „wamsen“ sagt man in Wien dazu. Ich hab sie schon vor meinen Augen, die kleinen Denunzianten, wie sie selbstzufrieden ihr Mail an den zuständigen Inspektor weiterleiten oder auch höchstpersönlich auf der Wachstube im Hinterzimmer ihre Berichte samt Photos vorlegen. Der Eisenstädter Stadtpolizeikommandant hat den Job der neuen Zivil-Security im ORF-Gespräch auf den Punkt gebracht: „Diese Sicherheitsbürger sollen das Bindeglied zwischen der Bevölkerung und der Polizei sein“. Sag ich doch: Blockwart 2016!
servus
M