Die Geschichte ruiniert die Zentren, indem sie sich durch die Randzonen mahlt. Die Verelendung der Randzonen, die Ausbeutung der Peripherie, ist die Bedingung unseres relativen Wohlstands. (Heiner Müller)
Was für ein Tag! Von unerträglichen Sätzen umstellt, die jede Vernunft beleidigen, der Atem schwer, das bleiche Herz sucht mürrisch den nächsten Schlag – wer will ihn noch hören? Ständig sendet die große Maschine ihren Kältestrom in die Welt, der Leiermann mahlt schlechte Nachrichten zur vollen Stunde, schnitzt Zeichen in Lindenbäume, die niemand mehr zu lesen weiß. Hilflose Poeten nähern sich schwankend am Horizont, ihre Weltbühne brennt, die Souffleure haben Ausgang und Schubert hat vielleicht den Text vergessen. Fremd ist er eingezogen. Doch Müller zieht ihn wieder aus. Man darf gespannt sein.
1 x Schubert, 2 x Müller – Eine Winterreise
(Poesiefestival Berlin, Sonntag, 20.00 Uhr)