Wer am Bayerischen Platz wohnt, der kennt ihn, muss ihn kennen. Auf dem Foto (s.o.) ist er noch jung. Trägt 1a-Schlaghosen und all jene Haare lang, die er heute nicht mehr hat. Wie er da so im Grünen steht, fernab von seinem Geburtsort Duisburg, mitten in der Natur, ist von Haferkeksen noch keine Rede. Aber das wird noch. Studiert später in Hamburg, diplomiert dort bei den Ökonomen über Reformhäuser und landet irgendwann in Berlin, in Kreuzberg 36, in der Wiener Straße, verkauft dort Hefepaste („Vitam R“) bei Zilling und versorgt Hausbesetzer und Mai-Avantgarde mit gefriergetrockneten Sojafleischwürfeln statt mit Pflastersteinen.
Als die Neubauten in Schöneberg einstürzen, zieht es ihn ins benachbarte Wilmersdorf, ganz in die Nähe von meiner alten Tante, an den Bayerischen Platz eben. Der inzwischen ziemlich kahlköpfige Reformist behauptet, er sei jetzt schon 25 Jahre vor Ort und noch immer geht bei ihm nichts ohne Rotbäckchen und vegane Bratwurst. Der Mann ist ein Kommunikator, ein Kontaktschwärmer und wir quatschen oft genug das Blaue vom Himmel. Und da er morgen mit den anderen Treibenden vom Bayerischen Viertel den „Langen Freitag“ abfeiert, hat er bestimmt noch mehr Zeit für den einen oder anderen Plausch. Also einfach mal raten, wer der Jeanstyp da oben ist, dann vorbeigehen und die Parole zitieren: „Ich trinke, also bin ich!“. Er spendiert dann ein Gläschen. Sagt er. Vielleicht auch ’ne ganze Flasche.
Bayerischer Platz, Freitag, 24. Juni, bis 22.00 Uhr
Ich kenne nicht nur den Typen, sondern auch die Berge, wo dieses Foto aufgenommen wurde :-))
Wie schön wäre es, wenn dieser fleißige Typ nochmal drei Wochen dort verbringen könnte – mit Rotbäckchen oder Rotwein aus dem Reformhaus.
Ach ja, muss ein toller Freitag gewesen sein und es lohnt sich auf jeden Fall, mal in seinem Reformhaus vorbeizuschauen und mit ihm zu quatschen; auch wenn ich es viel zu selten schaffe.