Die Tierliebe und die Liebe zu Hunden erwachten überhaupt erst in der deutschen Romantik. Davor ist von der Tierliebe im heutigen Sinne überhaupt nicht die Rede. Und ich bin nicht weit davon entfernt zu behaupten, dass Tierliebe immer auch egozentrisch ist, das Tier soll für mich da sein, es soll meine Wünsche erfüllen und soll meine Zweifel, ob ich liebenswert bin zum Beispiel, beseitigen, indem es treu zu mir hält. Und wenn wir es genauer betrachten: die Empathie, das Einfühlungsvermögen also, das sind alles Entwürfe, die sehr viel mit uns zu tun haben und sehr wenig mit dem Tier (Jürgen Körner, Psychoanalytiker, Berlin)
Über sieben Millionen Hunde! Allein in Deutschland! Natürlich hat auch Jürgen Körner einen Hund, mit dem er durch den Grunewald streift und über den er nachdenkt: Wie konnte ich so auf den Hund kommen, was soll uns diese letzte Gegeneinsamkeit, diese Ich-Verlängerung, die immer schön an der Leine zu führen ist? Genau darüber haben wir für mein aktuelles HundeFeature (SWR2) gesprochen. Und nicht nur wir. Thomas F. Schneider und seine Ausstellung im Osnabrücker Remarque-Zentrum über das wohl dressierte Elend der Kriegshunde habe ich ebenfalls besucht: „Hunde im Krieg – Hunde als Waffe“.
Dabei habe ich gar keinen Hund, schaue mir nicht mal kuschelige Welpen auf irgendwelchen Youtubevideos an, weiß aber, dass sie alle einen hatten: der alte Fritz, Reichskanzler Bismarck, Sigmund Freud, Thomas Mann, Walter Giller, Stevie Wonder, Rudi Mooshammer und auch Paris Hilton. Sogar Christoph Schlingensief (s.Foto) hatte einen, aber nur bei den Dreharbeiten für unseren Schäferhundfilm (ORB/WDR 1999). Kurzum: Das Verhältnis zum Hund gibt eine Menge Auskunft über deutsche Mentalitäten und deren Geschichte. Just listen!
Fotos: Detlef Berentzen/Frank Reinhold