vonDetlef Berentzen 08.03.2017

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

Mehr über diesen Blog

Vor dem Fenster der Wald, die Wiesen. Die Frauen sitzen in ihren Rollstühlen rund um den Tisch. Am Vormittag. Am Nachmittag. Jeden Tag. Manche schlafen, andere schreien oder plappern in Endlosschleifen. Rita kämmt sich so oft wie möglich und Else will wissen, wann denn endlich der Bus kommt. Ruth kann noch selber essen. Ute auch. Luise will nicht mehr – kein Schlucken möglich. Dazwischen immer wieder Frauen und Männer, die helfen, füttern, fragen, antworten, freundlich, immer freundlich, sogar in den Augen. Manchmal weinen die Helfer, aber das sieht keine der Frauen.

Wenn ich am Nachmittag komme, lese ich den Alten vor, auch den Zauberlehrling, den kennen sie – manchmal. Das eine Wort oder das andere tauchen auf. Walle, Walle, manche Strecke…Oder wir singen vom Kuckuck und dass es bald Frühling wird. Ruth erinnert sich. Und Luise macht große Augen, bleibt aber sprachlos. Später gebe ich ihr die Schmerztropfen. Ich kenne Luise. Lange schon. Sie wiegt nicht mehr viel.

 

Illustration: Joern Schlund

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/spurensuche/2017/03/08/golden-girlz-1/

aktuell auf taz.de

kommentare

  • Ja, so ist das da! Manchmal auch anders. Sonst wäre es ja zu schön.
    Danke für den liebevollen Blick.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert