vonDetlef Berentzen 26.06.2017

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Bist Du Schülerin oder Schüler an einer Schule? Bist Du zwischen 14 und 24 Jahre alt? Dann werde jetzt unser Kandidat und reise in eine Diktatur Deiner Wahl, um mit den Flugblättern aus dem Wettbewerb zum Sturz eines echten Diktators aufzurufen. Bewirb Dich jetzt! (ZPS)

Das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) hat für die Bayerische Staatsregierung bundesweit den Schülerwettbewerb „Scholl 2017 – Von der Vergangenheit lernen“ ausgerufen. Zum 75. Jubiläum der Weißen Rose sollen die Widerstandstaten der Geschwister Scholl in die heutige Zeit übersetzt werden. Die Staatsminister Joachim Herrmann und Ludwig Spaenle suchen junge Menschen, die bereit sind, in eine Diktatur ihrer Wahl zu reisen und Flugblätter gegen das Regime zu verbreiten. Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten sind von Montag, den 26. Juni 2017, 8.00 Uhr, bis Donnerstag, den 29. Juni 2017, 16.00 Uhr zur Teilnahme aufgerufen. (Pressemitteilung ZPS v. 26. Juni 2017)

Wie würden Sophie und Hans Scholl das Schweigen heute brechen? Wie würden sie die Welt von Tyrannen befreien? Machen Sie mit, entwerfen Sie ein Flugblatt gegen die Diktatur. (Das Video)

Auf meine Bitte hat der Bildungsminister Spaenle angeordnet, dass noch in dieser Woche zwei zusätzliche Doppelstunden zum Thema „Die Scholls – aus der Vergangenheit lernen“ anzusetzen sind. Sollte der außerordentliche Unterricht in Eurer Schule noch nicht angesetzt sein, fragt gerne bei der Schulleitung nach. Für Schülerinnen und Schüler derjenigen Gymnasien, die mangels qualifiziertem Lehrpersonal nicht in der Lage sind, an der Projektwoche teilzunehmen, bietet die Staatskanzlei einen Ersatzunterricht an. (Der „Schirmherr“)

Das Kultusministerium in München will von einer solchen Aktion übrigens nichts wissen und verneint auch eine Zusammenarbeit mit der KünstlerInnengruppe. Schade eigentlich. Denn dann ist auch die angebliche Anordnung Joachim Herrmanns, noch in dieser Woche zwei zusätzliche Doppelstunden zum Thema »Die Scholls« in den Lehrplan der bayerischen Schulen aufzunehmen, leider ein Fake. Es hätte dem Lehrplan im Freistaat nicht schlecht zu Gesicht gestanden, den Geschwistern Scholl zum 75. Jubiläum der Verteilung der Flugblätter der »Weißen Rose« einige Unterrichtsstunden zu widmen. (Neues Deutschland, 26. Juni 2017)


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Wir lassen die Geschwister Scholl zum 75. Jahrestag originalgetreu wieder aufleben und suchen bayerische Schüler, die ihr Flugblatt in einem autokratischen Regime ihrer Wahl verbreiten. Registriere dich jetzt für ein Widerstandsspektakel nach historischer Vorlage. (Scholl2017.de)

Flugblätter gegen die Nazi-Diktatur kosteten die Geschwister Scholl das Leben. 75 Jahre nach ihrem mutigen Widerstand, sucht das „Zentrum für Politische Schönheit“ SchülerInnen und StudentInnen, die in Diktaturen Flugblätter verteilen. Das ZPS gab an, ab heute in Bayern Freiwillige zu suchen.“Die Waffe des freien Wortes, das öffentlich und unkontrolliert auf Papier zirkuliert, versetzte 1942 ein ganzes Regime in Alarmzustand“, so Philipp Ruch vom ZPS. „Fünf Menschen gelang es allein mit ihrem Mut, ein gesamtes Regime zu verunsichern.“ (Deutschlandfunk Kultur, 26. Juni 2017)

Die Vorstellung allerdings, deutsche Schulen würden Schüler dazu ausbilden, weltweit als demokratische Kreuzritter aufzutreten, ist mir sehr unsympathisch. Das politische Engagement sollte das des Einzelnen und nicht die Aufgabe einer staatlichen Behörde sein. Über all das und noch ein paar andere Fragen ließe sich ausgiebig und erregt streiten. (…) Vielleicht ist diese Münchner Aktion ja erst ein Anfang. Am 7. und 8. Juli tagt in Hamburg das G20-Gipfeltreffen. Einige Präsidenten der vom Zentrum erwähnten Staaten werden dort sein: China, Russland, Saudi-Arabien und Türkei. Ein paar Flugblätter könnten so viel leichter ihre Adressaten finden. Blaise Pascal schrieb: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Die Kunst, könnte man sagen, findet Wege, wo die Politik nur Barrikaden sieht. (Arno Widmann, Berliner Zeitung, 27. Juni 2017)

Im Februar 1943 wurden die Geschwister Scholl vom Volksgerichtshof der Nazis zum Tode verurteilt und noch am selben Tage im Gefängnis München-Stadelheim mit der Guillotine enthauptet. (Quelle: Wikipedia)

 

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