vonDetlef Berentzen 20.09.2017

Dr. Feelgood

Detlef Berentzen, Ex-tazler, Autor für Funk und Print, verbreitete hier „News“ der anderen Art. Gute zum Beispiel. Machte die Welt hör-und lesbar.

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Der Held der Revolte ist Sisyphos, der nach jeder gescheiterten Revolution lernt, eine neue zu machen, auch wenn sie wieder scheitern sollte. Das ist die Bedeutung seines Steins. Der Kampf gegen die absurden Herren der Apokalypse kann einen Sisyphos glücklich machen, aber auch den Existentialisten des 21. Jahrhunderts.

Der heutige Existentialist steht vor der Wahl, ob er sich selbst wählen will oder nicht. Der Existentialist hat zu wählen, ob er für die Weltzerstörung arbeiten und leben will oder für die Welterneuerung, also ob er die Abgrund- oder die Gipfelerfahrung wählt. Erst, wenn er die Welterneuerung wählt, wählt er sich selbst. Die Wahl des Existentalisten entspringt der Not und der Weltangst. Sich selbst wählen, heißt sich selbst schaffen, das ist aber nur möglich, wenn ich die Herren der Apokalypse abwähle, die meine Zerstörung schon beschlossen haben durch den gnadenlosen Ausbau der Massenvernichtungswaffen und die Zerstörung der Natur.

Im Existentialismus spricht man von der Erfahrung des Seins oder des Nichts. Wie man die Ambivalenz des Lebens auch beschreibt, es geht um die Wahl des Ichs, ob es steigen oder fallen will. Der neue Existentialismus votiert für das Steigen des Ichs. Er ist in die Hoffnung verliebt, nicht in das Scheitern. Um mit Ernst Bloch zu sprechen.

(aus: Lutz von Werder, „Existentialismus jetzt!“, Schibri-Verlag, Berlin 2012)

 

Eine neue Philosophie der Existenz (audio)

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