Sie mussten fliehen. Ließen alles hinter sich. Ihre Werke verbrannten in Nazideutschland zu bejubelter Asche. Sie wurden zu Fremden gemacht, waren Gejagte, Verfolgte, suchten Rettung, landeten stolpernd im EXIL – viel ist davon zu erzählen. Von Fluchten in die Fremde, von den Kälteströmen, die Juden, Kommunisten, Künstler u.a. in einer veritablen „Winterreise“ über die Grenzen spülte, sie in Wartestellung brachte: „Wir hören die Schreie/Aus ihren Lagern bis hierher. Sind wir doch selber/Fast wie Gerüchte von Untaten, die da entkamen/Über die Grenzen.“( Bertolt Brecht).
Nur eine zusätzliche Frage noch: Hatten die Exilanten, die Flüchtlinge, die Suchenden, die Verlorenen neben ein, zwei Koffern nicht wenigstens auch ein Kind bei sich? Oder zwei? Hatten sie! Natürlich hatten sie. Klein waren die oft, spürten Angst und Elend bis auf den Grund und verstanden nicht. Erst später dann. Vielleicht. Die Kinder gehörten zu den Familien von Walter Benjamin, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Wieland Herzfelde, Anna Seghers oder Helene Weigel. Zum Beispiel.
Sie sind aber auch Teil jener Geschichte, die die Ausstellung „Kinder im Exil“ erzählt, immer noch erzählt – nach der eindrucksvollen Premiere in der Berliner „Akademie der Künste“ und Aufenthalten in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Bis in den April dieses Jahres hinein gastieren die „Kinder im Exil“ nun in Ludwigshafen, im dortigen „Zentrum“ des Exilanten Ernst Bloch. Präsentiert werden Fotos, Briefe Manuskripte, Dokumente, die vom (Über-)Leben der Kinder erzählen und dabei immer auch die Flüchtlingskinder der Jetztzeit assoziieren – mit Dialog, Lesung, Musik und Film. Gründe genug für eine beeindruckende Visite.
Foto: Jan Robert Bloch zusammen
mit Lou und Hanns Eisler
im US-amerikanischen Exil 1938
(C) Bloch-Archiv, Stadt Ludwigshafen