Ich mag es, wenn der Morgen frisch gemahlen daherkommt und mir den Duft von Bohnenkaffee unter die Nase reibt. Vor dem Fenster erwacht die Bärenstadt, beginnt zu rumoren, zu stöhnen, jemand lässt im Hof seinen Diesel an, die Nachbarin steht schon rauchend auf dem Balkon, ausgerechnet Zigarillos, die gestreiften Katzen streichen schnurrend um meine Beine, junge Herren aus Fell, die unsere Wohnung souverän beherrschen, auf dem Balkon eine neue Blüte am Oleander, stolz und ziemlich rot und die Taube kackt, wie jeden Morgen, in unseren Blumenkasten mit dem Lavendel aus der Provence.
Zeit, mein „Andante“ einzuschalten: ein altes Radio, das mich seit den Kindertagen begleitet, aus dunkelbraunem Holz, mit kleinen Verletzungen hie und da, die Eingeweide aus Röhren, Kondensatoren, dazu fette Lautsprecher und ein magisches Auge, das zunehmend grüne Signale gibt. Die Sendeskala leuchtet, das alte Ding wird warm, ich drehe das Rad und wähle den üblichen Sender. Eine irgendwie seriöse Stimme spricht zu mir von Herrschaften, die nicht mich meinen, von Attentaten, die ich nicht begangen habe, von Flüchtlingen, die ich nicht retten kann, von Waffen, die ich nicht gekauft habe und von Toten, die ich nicht begraben werde. Zum Kotzen. Jeden Morgen das Gleiche. Im Kühlschrank keine Milch für den Kaffee.